Dschungelfieber

Wolfsgeheul und Tigergebrüll, Panthergeschnurr, Affengekreisch und, genau: Bärengesang – na, klingelt’s? Genau: All das gehört zu Rudyard Kiplings Dschungelbuch, jedenfalls spätestens dann, wenn’s auf die Bühne kommt. Um so schöner, wenn es so poetisch verdichtet und klug auf den Punkt gebracht das Scheinwerferlicht der Theaterwelt erblickt wie am gestrigen Sonntag im Staatstheater Osnabrück. Und was ein Glück, dass ich trotz Bahngedöhns diese Inszenierung von Katja Lillih Leinenweber nicht verpasste!

Allein die Bühne (Katja Bathon), diese abstrakt-verrückte Mischung aus Bambuswald und Pappmacheefels, die im grünen Altreifenlook (perfekt behopsbar, was eh viel wichtiger ist als alle nur denkbare, visuelle "Scheinauthentizität"), ist schon ein Kunstwerk in sich (selbst wenn mir ollem Lichtmäkel der Sternenhimmel zu symmetrisch bestückt war – die Kinder im Publikum hat das wohl kaum gestört). Und sie stimmt sehr passend ein, denn ein Geheimnis dieses Kinderstücks, das auch Erwachsenenherzen und -hirne erreichen dürfte, liegt in der feinen Balance aus Abstraktion und fantasievollen Details.
Die Mischung macht’s – perfekt einstudierte Tierbewegungen (z.B. bei den Wölfen) treffen auf allzumenschliches Kostüm – man könnte Shirkans Kostüm auch einem leicht überdrehten Mackie Messer verpassen … ;-)) und Ka die Schlange (Axel Brauch), wow, in den Etuikleidern (sic!) und auf den Highheels nicht nur zu laufen und zu jagen, sondern zu klettern, also, wenn das keine Kunst ist …
Aber ich verliere mich in Details. Davon gab es aber auch so viele schöne, bestaunenswerte – einen Mowgli (Marie Bauer), der als herumkugelndes Kleinkind ebenso überzeugte wie als staksiger Teenager, der schließlich zu den Menschen zurückkehrt, wilde Affen und zwei Musiker (Heaven und Martin Ignaz Schmeing), die nicht nur ein ganzes Orchester nebst Geräuschemacher ersetzen, sondern obendrein noch in verschiedenen Rollen mitspielen.
Das – die diversen Rollenwechsel – gelingen so gut, dass mancher Zuschauer beim Schlussapplaus höchst verwundert war – wie, nur 8 Menschen haben da oben auf der Bühne agiert und all die Tiere nebst Mowgli dargestellt? Doch, haben sie. Und in gerade mal 70 Minuten eine komplette Dschungelwelt geschaffen.
Das muss ihnen und ihrer Regisseurin Lillih Leinenweber erstmal wer nachmachen. 🙂

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