Gesungenes Elend

„Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen“, befand der Philosoph Wittgenstein. Ein viel zu wenig beachteter Satz; die meisten Menschen verfahren lieber nach Karl Valentins  Motto „Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem“. Gestern erfuhr ich, wie man dies ins Extrem steigern kann: Man lasse Thomas Krupa einen Liederabend auf der großen Bühne im Essener Grillo-Theater gestalten …

… nichts gegen die Schauspieler, die an diesem Haus derzeit wahrlich gebeutelt sind. Sie bringen verkopfter Konzeption, bis ins Unendliche gedehnter Langsamkeit jeden Aspektes dieser über zweistündigen Veranstaltung zum Trotz einige Songs (z.B. „In the year 2525“, „Mr. Bojangles“ oder auch „Hallelujah“)  musikalisch, stimmlich und auch vom Ausdruck her wunderbar auf die Bühne.
Der gesamte Abend „25 Sad Songs“ jedoch kann als erfahrbares bis unausweichliches Sinnbild für Langeweile gelten (allein zwischen 20.40 und 21.10 Uhr muss ich an die 35 Mal entsetzt auf meine Uhr gestarrt haben, ohne glauben zu können, wie langsam sich die Zeiger vorwärts bewegten). Nichts tut sich, das dafür in unglaublicher Langsamkeit – wie z.B. bei einer endlos zerdehnten Version von „Nothing compares to you“, bei der ich am liebsten schreiend die Bühne erstürmt hätte.
Rhythm, Baby, Rhythm is it! Das wäre die freundlicheste Version dessen, was ich Herrn Krupa & Konzeptionskonsorten zugerufen hätte. Rhythmus. Musik zerlegt man nicht ungestraft in Einzeltöne, das zerstört sie. Dasselbe gilt für Text und erst recht für Dramaturgie, für Spannung. Überdehnte Langsamkeit tötet all das und hinterlässt nichts als eintönige (!) Langeweile.
Anders, kürzer gesagt:
Wenn du nichts zu sagen hast, wird es nicht besser, das langsam singen zu lassen …

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