Nach all den deutschsprachigen Debüts in Sachen Kriminalroman bin ich nun lesetechnisch sozusagen im Reich zwischen den Jurys angekommen, in dem ich mir meine Lektüre vorübergehend zweckfrei wählen kann. Papierne Reisebegleitung nach Wiesbaden, wo am Wochenende die Debüt-Jury tagte, war Veronica Stallwoods Oxford Shift.
Seltsam – ich hätte schwören können, etwas über The Rainbow Sign im Blogg geschrieben zu haben, aber die Suchfunktion behauptet hartnäckig, dieses Buch der Autorin nicht zu kennen.
Schade, denn soweit ich mich erinnere, fand ich das Regenbogenbuch mit seinem exotischen Setting trotz gewisser schwülstiger Schwächen interessanter und spannender als das bodenständigere Oxford Shift.
Darin soll eine Amateurdetektivin für eine Bekannte deren Mutter suchen, die eines Tages zum Einkaufen ging und nicht zurückkehrte, aber doch so dringend gebraucht wird – und als das Monate kein Ergebnis bringt (abgesehen von einer Leiche am Anfang, die aber rasch vergessen scheint, zumindest keinerlei Rolle für niemand mehr spielt), stört’s auch nicht weiter. Viel wichtiger scheint das Interesse der Amateurdetektivin am Schwager der Auftraggeberin und die Frage, warum verließ die Mutter der dilettierenden Detektivin diese, als sie siebzehn war?
Mag sein, dass all das für Menschen von Belang ist, die auf moderne Cozys stehen und aus irgendwelchen Gründen genau diese Serie um die schnüffelnde Historienschnulzenschreiberin Kate Ivory lieben. Es hat auch nicht weh getan, sich mit der Geschichte die Zeit im Zug und zuletzt im Wartezimmer eines Arztes (nein, keine Angst, ich war nur als Begleitung mit) zu vertreiben. Aber überzeugend, nein, überzeugend war das nicht.
Fazit: Wer nicht häkelt, sollte keine Häkelkrimis lesen. Es sei denn, genau das brachte mich eben in der Küche beim Anblick meines Messerblocks auf die Frage, ob ich mich nicht doch mal selbst mit den "genrekonformeren Dingen" befassen und dann einen hardboiled schreiben sollte … 😉