Normalerweise lese ich weder Spiegel- noch andere Bestseller. Das ist eine meiner Macken – wenn’s alle andern lesen, kann ich mich doch um die Bücher kümmern, die eher unentdeckt bis leicht vernachlässigt vor sich hin dümpeln. Dass ich Katharina Hagenas Der Geschmack von Apfelkernen dennoch gelesen habe, verdanke ich meiner Mutter, die sich in dieses "Sommerbuch", wie sie es nennt, regelrecht verliebt hat.
Ein schönes Buch, gewiss. Eine junge Frau erbt von der verstorbenen Großmutter ein altes Haus mit riesigem Garten irgendwo im spröd-schönen Norden Deutschlands. Und wo die Großmutter nach einem Sturz aus dem Apfelbaum nach und nach alles – inklusive ihrer selbst – vergaß, erinnert sich die junge mit jedem Augenblick mehr und mehr: an die Geschichte ihrer Familie, von den Urgroßeltern und Großeltern über ihr Mutter und deren Schwestern bis hin zu ihrer eigenen Geschichte inklusive ihrer Verstrickung in den Tod ihrer Cousine.
Das hat was und ist überdies sehr schön – in schöner Sprache, wohlgeformten Sätze, mit wohlüberlegten Bildern und Formulierungen – erzählt. Und, ja, es ist ein Sommerbuch, voller Sonne und Seen, Äpfeln und Johannisbeeren, selbst voll Sinnlichkeit. Eigentlich (k)ein Wunder, dass es ein Bestseller geworden ist. Manchmal werden das ja auch die Bücher, die es wirklich verdienen …
P.S.: Duisburg hat allerdings dieses Zerrbild, als das es auch in diesem neuen Schimanski dargestellt wird, wahrlich nicht verdient … und wenn ich dabei nicht diesen Bloggeintrag und eine Handvoll Mails geschrieben hätte, hätte ich mir den langweiligen Krampf gewiss nicht zuende angeschaut. Das habe ich nämlich nicht verdient. 😉