Leseratten …

Hübsch gemacht ist das Buch allemal: Das Cover sieht aus, als hätte die Ratte, die es lesend ziert, es angeknabbert. Schöne Sache das. Aber ist ein schönes Buch auch gleich die wahre Lektüre, also ein gutes Buch? Diese Frage für Sam Savages Firmin. Ein Rattenleben zu beantworten, fällt mir nicht gerade leicht …

Der Einfall an sich hat ja was. Firmin ist sowas wie eine mutierte Ratte, die zufällig mit mehr Grips als die meisten Menschen ausgestattet ist. Erst frisst, dann liest er sich durch die Buchhandlung, in der er geboren wurde – erst entfremdet er sich von seinen Artgenossen, dann muss er feststellen, die Menschen sehen in ihm doch nichts als einen Schädling … alle außer einem leicht verrückten, zutiefst einsamen Schriftsteller. Dummerweise lebt Firmin samt menschlicher Gefährten in einem Stadtteil Bostons, der in den 60er Jahren irgendeiner Neuerung weichen muss; ergo ist seine Welt dem Verfall von Anfang an preisgegeben, die Zerstörung lauert hinter jeder Seite.
So weit, so interessant. Ein Ratte, die sich selbst vermenschlicht, um immer wieder mit den Unzulänglichkeiten ihrer Spezies – keine sprechfähigen Stimmbänder, keine gebärdentauglichen Hände, um nur die zwei für Firmin gravierendsten zu nennen – zu hadern, das ist schon wert, erzählt zu werden. Zwischendrin erliegt der Autor aber den Rattenkunsttückchen – so wie Firmin mit Firlefanz und Gehops seine Umgebung zu erheitern sucht, so muss Savage dem Leser immer wieder irgendeine Erkenntnis, seine Belesenheit, sein Wissen um das Boston der 60er oder was auch immer vorführen. Und das nervt.
Jetzt muss man sagen, ich hab das Buch nicht in einem durchgelesen. Das hätte ich nicht ausgehalten – manchmal war Firmins Schöpfer schlicht zu nervig -, aber ich hätte es auch gar nicht gekonnt. Zwischendrin hab ich immer wieder für die Debüt-Glauser-Jury gelesen.
Und das ist echt schade, aus Leserattenbloggersicht. Denn über das, was ich da lese, darf ich ja naturgemäß nicht screiben, und was von all den Krimidebüts bis 2011 noch in meinem Schädel bleiben wird – ich fürchte, das werden dann nur noch ein paar Highlights (und der eine oder andere Totalausfall) sein. Also, nicht wundern, dass ich grad wenig über Lektüren schreib und statt dessen selber lesen und mir davon erzählen! 🙂

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