Druckerschwarzes Glück

… und das gleich in mehrfacher Hinsicht: Zum einen scheint Bloggen manchmal wie ein Stoßgebet zu wirken, denn mein Ruf "schenkt (mir) mehr Bücher" wurde prompt erhört. Zum anderen habe ich heute früh Martin Suters Der letzte Weynfeldt beendet – und dieses Buch zu lesen, das könnte glatt als eine druckerschwarze Definition vom Glück durchgehen.

An diesem Buch stimmt für mich alles: Der Plot mit seiner eleganten Intrige, die wunderbar zum Milieu der Künstler, Kunstauktionen, Kunstsammler samt all ihrer Satelliten passt; die wunderschöne, geschliffene, aber nie affektierte Sprache und nicht zuletzt die scharf beobachteten, präzis und doch oftmals auch nachsichtig bis liebevoll gezeichneten Figuren. Wünschte man sich einen personifizierten Gott, der über seine Geschöpfe wacht, wäre ich dafür, dass er sich wie Suter zu den seinen verhielte …
Und wie schön, dass Diogenes nicht versucht, dem Buch irgendein Label, sei es Krimi, Thriller, Liebesroman etc., überzustülpen! Es ist ein solches Vergnügen, einfach einen Roman zu lesen, der nichts sein will und auch nicht sein muss als eine gut erfundene Geschichte erzählt in ausgefeilter Prosa. Dass dieses Buch dann auch noch ein Ende findet, das dem beim Lesen aufkeimenden, aber mit jeder Windung der Intrige zweifelhafteren Glückswunsch entgegenkommt, ohne dabei unglaubwürdig oder kitschig zu werden, ist für mich gewissermaßen das Sahnehäubchen. Wo ich doch sonst mit Happy Endings auf Kriegsfuß stehe …

Aber, wie gesagt, dieses Weihnachtsfest war literarisch ein mehrfacher Glücksfall. Dank meiner Schwester und Gesine harren nun auch noch Corinna Waffenders Tod durch Erinnern, Sam Savages Firmin. Ein Rattenleben. und Brock Clarkes An Arsonist’s Guide to Writers‘ Homes in New England auf meinem beruhigend großen Lesestapel stiller Stunden … die ich grad nicht mit meinem Roman No. 4 verbringe. Doch das ist in der Tat eine ganz andere Geschichte. 😉

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