Seit Anfang des Monats gibt’s bei Amazon die dritte Rezension zu Rattes Gift und was mir besonders gut daran gefällt: Da entsteht fast so etwas wie eine kleine Debatte um die Natur des Endes der Geschichte. Und das passt wunderbar zu dem, was ich mit meinen Figuren vorhatte … denn, mal ehrlich, wie soll man sich schon ein einfaches Happy End zwischen einer Drogenermittlerin und einem Junkie vorstellen?
Als die Geschichte noch meilenweit vom Roman entfernt, sondern ein Drehbuch in der Entstehung war, gehörte das zu den großen Diskussionen zwischen mir und dem Produzenten: Er meinte tatsächlich, diese Geschichte würde rundum für alle Beteiligten glücklich enden, wenn aus den beiden ein durch und durch drogenfreies Paar wird – Charlie also Ratte aus dem bösen, bösen Drogensumpf zieht. Alles Quatsch, konterte ich damals, so ein Ende ist nicht nur unrealistisch, es ist auch höchstens aus Charlies Sicht glücklich. Wenn Ratte kriegte, was er wollte, dann würde die Frau ihn so akzeptieren, wie er ist – nämlich (immer wieder, meistens, vielleicht auch so gut wie immer) auf Droge. Clean zu werden ist für ihn nichts dolles; das hat nichts von einer Rettung (schon gar keiner märchenhaften durch eine Kriegerprinzessin auf weißem Pferd) – das ist Stress pur, aber immerhin der Preis, den er (erstmal) zu bezahlen bereit ist, weil er die Frau nun mal anders nicht kriegt. Doch ob das so bleibt, wie lange der Liebesrausch den Verzicht erträglich macht und ob die Liebe überhaupt ausreicht, so tiefe Gräben zu überwinden – ähm, also, keine Ahnung. Ich würd’s den beiden ja gönnen, aber wie der dritte Weg, den sie dafür wohl brauchen würden, aussehen könnte, weiß nicht mal ich …
Wie dem auch sei, ich find’s wunderbar, dass sich über solche Dinge auch die Leser Gedanken machen und manche diese dann bei Amazon hinterlassen. Anfangs hatte ich nämlich Angst, das einzige, was auffiele an meinem neuen Buch, sei: dass es weniger komplex als Stimmengewirr und gradliniger als Der Tod ist ein langer, trüber Fluss ist …
Was ist schon gut …
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Diese Sorge ist vollkommen überflüssig, da gibt’s so viel mehr an „Rattes Gift“, das einem auffallen kann.
Und das Ende ist einfach perfekt so wie es ist – in meinen Augen das einzig Mögliche, alles andere wäre tatsächlich unrealistisch gewesen. Wieso das ein Produzent nicht blickt, versteh ich nicht.
tja, ich hab den produzenten auch nie verstanden … insofern ist ein roman statt einem film geworden zu sein vielleicht das beste, was der geschichte passieren kann? und wenn jetzt doch noch einer einen film draus machen wollte, müsste mein ende ja bleiben. ätsch 😉
Davor ist man leider nie gefeit. Frag mal Jodie Picoult, was Hollywood aus dem Ende ihres „Beim Leben meiner Schwester“ gemacht hat. Lass Ratte mal im Buch bleiben, besser kann der Film auch nicht werden.
naja … du glaubst doch nicht im ernst, ich würd mir die filmrechte eines buches, das erst ein drehbuch war, abkaufen lassen, ohne dass ich dann hinterher selbst das drehbuch (ob alt oder neu) schreibe … *ts* 😉 okay, das ist auch kein 100%iger schutz vor idiotischen änderungen, ganz sicher nicht, aber besser als „nur“ filmrechte verkaufen ist es allemal. und ’n schöner traum obendrein. 😉
Also ich denke mehr als ein paar sexuell befriedigende Monate sind nicht drin 😉
Ich spreche aus Erfahrung. Jemand der so lange schon „drauf“ ist fällt immer wieder zurück. Da braucht nur der schnöde Alltag einkehren; und schon zieht es ihn wieder zum Stoff.
Die dritte Möglichkeit: sie beginnt auch damit…
„Die dritte Möglichkeit: sie beginnt auch damit…“
Na das wäre doch mal Stoff für eine Fortsetzung! 🙂