Schafe und andere Wolljackenträger

Böse Schafe also. Der Titel hat ja durchaus was, obwohl ich zugeben muss, stünde in meinem Pass "Katja Lange-Müller", dann würde ich mir ein Pseudonym zulegen. Während das reine Geschmackssache ist, bin ich mir bei dem Buch der vielfach preisgekrönten Autorin nicht so sicher …

Das erste Drittel ist wunderbar. Sie kann erzählen, sie kann schreiben – auf irgendeine Weise erinnern mich ihre Sätze an verschlungene Wege in verschwiegenen Gärten und Schleichwege durch diverse Hinterhöfe: Keine großen Straßen, erst recht keine gewohnten Pfade, und das Ziel, nun, dass es ein Ziel geben könnte, das vergisst man zwischendrin in all der sprachlichen Pracht, den fast lyrischen Blüten am Rand der verborgenen Erzählung.
Dann aber wird klar und klarer, worum es hier geht. Aus der geheimnisvollen Liebesgeschichte im Berlin der 80er Jahre, einer Ost-West-Geschichte der anderen Art, wird mehr und mehr die Erzählung eines für mich nur allzu banalen Vorgangs: Frau verliebt sich in Mann, Mann nicht wirklich in Frau. Dafür entpuppt er sich als Junkie mit Knastvergangenheit und Aidstodzukunft, und sie, genau, sie erweist sich natürlich als naives Wolljackenweibchen mit massivem Helfersyndrom.
Och nee. Hat doch so gut angefangen. Muss das denn sein? Vielleicht ist es nicht kitschig, wie diverse Rezensenten lobend vermerken (ja verflucht, warum sollte es das auch sein?), aber deshalb ist es noch lange nicht gelungen. Jedenfalls nicht für mich.
Was ist das nur mit den Schafen in der Literatur? Jetzt trau ich mich kaum mehr, Glenkill auch nur anzufassen …

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Eine Antwort zu Schafe und andere Wolljackenträger

  1. Britt sagt:

    Ich hab das Schafsbuch von Frau Lange-Müller nicht gelesen, dafür aber „Glennkill“, und ich sage mal: Schafe sind nicht gleich Schafe. Und auch wenn der Schafskrimi von Frau Swann durchaus Geschmackssache ist (welches Buch ist das nicht?), mir hat er wirklich gut gefallen. Nicht kitschig, sondern warmherzig erzählt, humorvoll und spannend.
    Gib den Schafen eine Chance! 🙂

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