Sonntagsblues

Die erhoffte (Wieder)"Erleuchtung" für mein nächstes Exposé (für ein Theaterstück) stellte sich beim Spaziergang durch den herbstlichen Wald heute nicht ein. Also verbrachte ich den Rest des Sonntages mal auf dem Sofa, mal in der Wanne, aber allemal lesend mit Kate Atkinsons Liebesdienste … 

Tobias Gohlis von der ZEIT erschien die Prosa "teuflisch witzig",  bei Lettern.de bescheinigt man ihr ein höllisches Tempo und Amazon findet, das Buch sei eine gelunge Mischung aus "guter Literatur und Krimi". Aha. Lassen wir mal die müßige Frage beiseite, warum immer noch eine ungeheure Menge Menschen neben Frau Heidenreich meint, Krimis seien keine Literatur. Denn ich bin grad viel zu baff über diese speziellen Lobeshymnen.
Okay, Frau Atkinson kann schreiben. Aber mit ihrem Flickenteppich aus verschiedenen personalen Erzählern heraus schafft sie’s nicht, mich auch nur für eine der Figuren näher zu interessieren. Allein die annähernd 100 Seiten, auf denen sie immer wieder den "Einstiegsvorfall" aus verschiedenen Perspektiven schildert, hätte ich mir nicht angetan, hätte mir nicht eine Freundin und Kollegin das Buch empfohlen und könnte Mrs. Atkinson nicht (dennoch, trotz alledem, vor allem, wenn sie gerade nicht versucht, ach-so-witzig, oh-so-ironisch zu sein) schreiben … denn diese ersten hundert Seiten erinnern mich arg an das langatmige Aufstellen und das anschließende Inpositionbringen von Schachfiguren. Für Profischachspieler mag das spannend sein. Ich langweil mich dabei jedes Mal halb ins Koma.
Gut, ganz so schlimm war es hier nicht. Aber wo es im Schach ein manchmal allzu arges Korsett aus Regeln und bereits gespielten Spielen gibt, stolpert Liebesdienste von einem Zufall zum nächsten. Und dann stehen da Sätze drin wie (sinngemäß) "Zufall? Ein Zufall ist eine noch ausstehende Erklärung"! Stimmt. Ich warte noch auf die Aufklärung diverser Ungereimtheiten …
Nun ja. Eine Chance geb ich ihr noch. Die vierte Schwester liegt schließlich so oder so noch auf meinem Bücherstapel, also werd ich sie zumindest anlesen … ob es mehr wird, bleibt abzuwarten.

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