So könnte man Shakespeares Menschenbild auf den Punkt bringen. So ließe sich auch David Böschs Premiere von "Was Ihr Wollt" im Grillo-Theater auf den Punkt bringen. Leider hat er damit streckenweise Probleme – all die Bilder, Lieder, die Einfälle, Zoten, Pointen, die Mätzchen und so weiter – auf einen Punkt zu bringen. Was niemand davon abhalten sollte, sich diesen Abend anzuschauen.
Denn selbst ein "Bösch mit Macken" ist in meinen Augen noch um Klassen besser als das meiste, was man sonst grad anschauen könnte. Und wenn der Fluss des Ganzen zwischendrin am Zuviel leidet – dann bitte zuviel Musik von der Qualität, die Karsten Riedel auf die Bühne bringt. Das lässt sich genau wie ein zuviel von Klamauk und Slapstick von Holger Kunkel als Onkel Toby und Nicola Mastroberardino Ritter Andrew ertragen, auch, wenn es mir zugleich mal wieder die Wahrheit des Mottor "Kill you darlings!" als Handlungs- respektive Kürzunganweisung für Autoren und Regisseure vor Augen geführt hat.
Genau auf der Ebene funktioniert anderes in Böschs Inszenierung großartig. Der auf den Sturm im Wasserglas kondensierte Anfang ist ebenso grandios wie der unglaublich verkürzte 5. Akt. Alles überschlägt sich, aus Geschlechterverwirrspiel und Liebesversen wird ein Chaos aus hilflos wirkender Aggression und verlorenem Sexualtrieb – jeder gegen jeden, und alle mit allen, jedenfalls, bis der Narr als heimlicher Spielmacher die Paare sortiert und das Happy End gleichsam verordnet.
Ich müsste das Stück nachlesen, um sagen zu können, wieviele Nebenrollen Bösch in der des Narren genial zusammengefasst hat – womit er dem wunderbaren Günter Franzmeier mehr Text, gesprochen wie gesungen, und uns allen mehr Momente isb. zwischen ihm und Sarah Viktoria Frick als Viola/Cesario schenkt. Eigentlich schade, dass sie sich am Ende mit dem Herzog Orsino (rockromantisch, liebessüchtig mit einem Schuss pubertärer Geschlechterverirrung in der melancholische Pose – ein Klasse für sich, eben Fritz Fenne) "begnügt".
Überhaupt, die Darsteller. Neben den bereits erwähnten erschienen mir noch zwei weiter herausragend: Therese Dörr als Gräfin Olivia und Roland Riebeling, der das kleine Wunder vollbrachte, als Malvolio einen fies gelinkten Fiesling zu spielen und doch selbst als solcher in Unterhose und gelben Strümpfen mit Strumpfbändern die Würde nicht zu verlieren. Chapeau!
Von daher – ja, das Stück hat Längen (drei Schlüsse vor der Pause führten sogar zu "versehentlichen Frühaufstehern") und das Wunder, das aus allen bizarren Einfällen, all dem Können, ein großen, ganz großes Ganzes macht, mag ausgeblieben sein. Aber wer sich’s nicht anschaut, ist selbst schuld.
Das Tier, das Verse macht
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