Verwandlungskunst

Ist schon komisch mit mir und dem Theater. Nach allem, was bei Die Türen vorab, drumherum und danach kreuz, quer und schief lief, fühlte ich mich ein Jahr lang wie ein gebranntes Kind, das nun das Bühnenfeuer scheut. Letzten Sonntag sitz ich nichtsahnend in Mainz im Ballett, und plötzlich setzt mir Schläpfers Programm XXVI alle möglichen Bühnenflöhe ins Ohr – und heut bastel ich plötzlich an einem Dramenentwurf aus der Kriminalnovelle statt den Roman weiterzuschreiben …

Dabei kamen seit Erscheinen des Buches immer mal wieder Schauspieler und andere Theatermenschen auf mich zu, ob ich daraus nicht ein Stück machen wolle … da mir aber niemand mit einem Uraufführungsvertrag "drohte", ließ ich die Finger davon.
Und nun ist der Stoff plötzlich wieder ganz aktuell für mich. Fing alles mal wieder mit dem Fluss an, der auch die Erzählung wie ein roter Faden durchzieht – Beringen liegt wie Singen am Rhein, am Theater Konstanz wie am Schauspiel Düsseldorf sind u.a. diejenigen, die mich auf den Novelle-verwandelt-in-Drama-Pfad zu bringen suchten, in Bonn lese ich am Freitag auch aus der Novelle und in Koblenz wechselt gerade der Intendant …
Eine eigenartige Liste voller Zufälle, die wohl erst alle zusammen kommen mussten, um mich mit einem Mal ernsthaft über die Verwandlung von Prosa in Drama nachdenken zu lassen.

Und doch ist all das wahrscheinlich noch naheliegender, wenigstens auf den ersten Blick, als der Wunsch, als eine Art Ballettdramaturg/autor für/mit Schläpfer zu arbeiten. Der Tanz ist, ähnlich wie die Musik, viel stärker abstrakt, als erzählende oder dramatische Texte es sein können. Und doch kann der Tanz auch erzählen, besitzt er ebenfalls eine Dramaturgie, einen Spannungsbogen.
Oftmals ist das aufgesetzt, manchmal hat man sogar das Gefühl, das wird nur fürs Programmheft zusammengeschrieben, weil da ja was stehen muss zwischen Bildern und Namen. In Mainz, bei Schläpfer jedoch, ist das ganz anders. Da haben die Choreographien nicht nur in sich einen Spannungsbogen und erzählen auf eine Weise, die dem dramatischen Text verwandt ist, ohne ihn zu kopieren. Nein, diese Erzählung ist so deutlich, dass das Programmheft auf langweilige Nacherzählung verzichten kann … und dass ich das Gefühl habe, es müsste noch ganz andere Verbindungen zwischen Text und Tanz, Abstraktion und Erzählung, Drama und Ballett geben können. Gebärdensprache, das wäre etwas, was ich mir gut als Ergänzung respektive weitere Ebene dieser Art Choreographien denken könnte … nur, wie komm ich an jemand wie Schläpfer ran? Und wo finde ich die Begriffe, um das zu schildern, was mir an verwandelter, potenziell erweiterter Tanz- und Erzählkunst im Hinterkopf herumschwirrt?

Sachdienliche Hinweise jedweder Art bitte an mich weiterleiten! 😉

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