Leer. Aber gar nicht öd.

Die Mini-Lesereise letzte Woche war zugleich Mini-Recherchereise. Und da ich mir Leer für meinen neuen Romans  vordringlich aus landesbank- und müllverwertungstechnischen Gründen und nach einem einzigen "nächtlichen" Lesungsbesuch 2006 ausgesucht hatte, war ich im Vorfeld bang: Was, wenn sich bei Tageslicht herausstellte, Leer und ich, das passt gar nicht? 


Doch, weit gefehlt. Nachdem ich mein Hotel am Markt gefunden hatte, wusste ich, hier bin ich richtig, denn: Ich liebe nicht nur den Fluss, meinen Fluss, den Rhein. Flüsse und Häfen an sich haben’s mir angetan. Warum, weiß ich nicht. Aber von meinem Hotelzimmer in Leer sah ich ihn schon, den alten Handelshafen der Stadt Leer. Und damit war klar, das passt schon.

Dabei kommt weder die Leda noch die Jümme oder die Ems in meinen bisherigen Planungen des Plots zum Tragen. Ich glaub auch nicht, dass ich den Museumshafen werde einbauen können (zumal ich dann erstmal rausfinden müsste, ob es den in der Form schon in den Achtzigern gab, wo ein großer Teil der Handlung spielt), obwohl, eigentlich ist es noch viel zu früh, um so etwas sicher sagen zu können.
Denn jetzt hab ich grad mal den gröbsten roten Faden des Plots und dazu den Anfang – die Anfangsszene und den Ort, wo sie spielt:
Der älteste Friedhof Leers, auf dem mit der Krypta zugleich das älteste, erhaltene Gebäude der Stadt steht, hat nicht nur Jahrhunderte auf dem Buckel – nein, er hat sogar einen "Buckel". Die Krypta liegt auf einem kleinen Hügel (oder ist sie der Hügel, bildet sie den Hügel?) und gleich nebendran erhebt sich der Plytenberg. Tja, und man weiß halt, dass man nur in Ostfriesland sein kann, wenn eine Erhebung von 12 Metern erklärungsbedürftig ist und zur Ursache verschiedenster Legenden, Mythen und Spekulationen wird.
Und ich weiß, dass ich mit Leer richtig liege, nicht nur wegen des Flusses, sondern auch wegen des Friedhofs samt Hügel. Denn diesen Hügel hat es in der Anfangsszene in meinem Kopf schon immer gegeben … das kann doch nur heißen, Leer ist die richtige Wahl für meine Geschichte.
Obendrein scheint es verbunden mit meiner Geschichte, denn mich erinnert so manches an Neuwied, meine Geburtstadt am Rhein … was mit den vielen Frei/Kirchen und herrschaftlichen Bauten zu tun haben mag und eben der Lage am Fluss.
Jetzt hoff ich nur noch, das Schreiben selbst kommt bald so richtig in Fluss. Derzeit gerate ich über heimwerkenden Nachbarn, Martinshorntests in der Autowerkstatt und anderm Lärm immer wieder aus dem Tritt, noch bevor ich so richtig losgelaufen bin. Aber … ich liebe den Fluss. Auch und gerade den des Erzählens.

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