Das Theater und ich

Ja, klar ist noch Theaterpause. Und ich hab auch noch ein paar Tage Zeit rauszufinden, ob ich nur meine Unterschrift oder auch etwas von meinem Senf zum Thema Zehn Wünsche für ein künftiges Autorentheater dazugeben will …


Zehn Wünsche. Zehn Gebote. Dekalog. Dezimalsystem oder was immer man sich an allen zehn oder wenigstens fünf Fingern abzählen kann … könnte das’n Ausgangspunkt sein?

Ein (linker) Daumen oder Erstens:
In England könnte man damit zu einer Reise aufbrechen – Daumen raus und los. Für mich ist jede Geschichte eine Reise, wobei Theaterstücke in meinem Kopf mit einer Stimme im Dunkel beginnen.

Ein Zeigefinger dazu oder zum Zweiten:
Klar gibt es wunderbare Monologe für die Bühne. Aber einer allein auf den Brettern, das reicht nur in Ausnahmefällen. Zwei sind der Beginn des Dramas, der Auseinandersetzung oder schlicht des Dialogs.

Drei Finger zum Schwur oder das Dritte:
Schwüre auf der Bühne sind wie Pistolen im Film – sie gehen fast zwangsläufig nach hinten los … das Dritte, das ist das eigentliche Drama. Stünde "Frau liebt Mann" nicht die Sippe entgegen, wäre "Mann will König werden" nicht der alte König und das eigene Loyalitätsgefühl im Weg, gäbe es keine Dramatik, keine Spannung. Erst Widerstand lässt Drama entstehen.

Daumen bis Ringfinger oder alle außer dem Daumen? Das Vierte.
Wie stellen Sie die Zahl vier mit Fingern dar? Bleiben Sie auch mit der Form in der Chronologie und klemmen den kleinen Finger leicht krampfhaft weg? Oder folgen Sie dem, was die Leichtigkeit der Motorik vorgibt, indem Sie den Daumen einklappen? Abfolge und Konsequenz oder Instinkt und Bruch, das könnten auch verschiedene, ästhetische Modelle sein. Behaupte ich mal. Und das passt. Schließlich heißt es doch immer wieder, das Theater sei die Kunst derBehauptung … 😉

High Five statt alle Neune oder schlicht fünftens:
Uraufgeführt zu werden ist natürlich die Krönung für jeden Theaterautor. Klar schreib ich erstmal für mich selbst, aber nur für die Schublade zu produzieren, das wär’s dann doch nicht. Aber die Uraufführung ist, allem Lampenfieber davor und aller Sektlaune danach zum trotz, letztendlich nur die halbe Miete. Denn nach dem Kater am Morgen danach und den Kritiken tags drauf kommt nun die Frage: Wie geht es weiter?

So weit mein halber Dekalog aus dem Stehgreif. Denn mit den meisten zeitgenössischen Stücken ist es an dem Punkt ja auch vorbei. Zu den Fingern der zweiten Hand braucht es eine neue Inszenierung am nächsten Theater. Und zu der kommt es in den seltensten Fällen … schade eigentlich …

Dieser Beitrag wurde unter Theater abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert