"Kein Loch ist tief genug, die Vergangenheit zu begraben" – die Autorin Mischa Bach stellt ihren neuen Roman Stimmengewirr bei der Montagsprosa in der Orangerie vor.
so überschreibt Ilka Bösch ihren Artikel in der Rheinischen Post vom 16. Mai 2007
bu: In ihrem Roman "Stimmengewirr" berichtet Mischa Bach von dem Mädchen Cäcilia und einem tödlichen Geheimnis Foto: E.O.
Benrath. Am Anfang war ein Satz. Aus ihm erwuchs ein "Stimmengewirr", das schließlich über 300 Seiten füllte. Aus diesem neuen Kriminalroman bot Mischa Bach zur Montagsprosa Kostproben und bereitete ihrem Publikum damit ein Mords-Vergnügen. Dr. Karin Füllner vom Benrather Kulturkreis moderierte die Literatur-Veranstaltung in der Orangerie-Bücherei.
"Kein Loch ist tief genug, die Vergangenheit zu begraben." Dieser Satz – einmal in den Sinn gekommen – ließ Mischa Bach nicht mehr los. Obwohl sie vor 14 Jahren überhaupt noch nicht plante, Romane zu verfassen, musse sie diese Worte aufschreiben. Ebenso zwangsläufig entstand daraus später eine Kurzgeschichte. Da diese viele Fragen aufwarf, folgte ihr ein zweites Stück Prosa. Ruhe fand die Autorin aber erst, nachdem sie daraus einen ausgewachsenen Roman konzipierte.
Mit dieser anekdotenhaft dargebotenen Entstehungsgeschichte und anderen unterhaltsamen Einschüben würzte die Autorin ihre Lesung. Leichthin plaudernd präsentierte sie intellektuell Schwerverdauliches. En passant räumte sie mit dem weitverbreitete Irrglauben auf, dass es sich bei multiplen Persönlichkeiten – den Hauptfiguren ihres Krimis – um Schizophrene handele. Bei Patienten mit dieser Psychose kommen die Stimmen immer von außen, erklärte Mischa Bach. Multiple Persönlichkeiten dagegen teilen sich, ausgelöst durch eine schwere seelische Verletzung – mit mehreren Charakteren einen Körper, in dem sie miteinander kommunizieren. Diese für sie unaussprechlichen Traumata machen diese Geschädigten zu einsamen Menschen, klärte Bach auf. Sie spannte damit den Bogen zum Kernthema der diesjährigen Montagsprosa.
Viele offene Fragen
Da eine Krimi-Lesung Lust auf mehr machen soll, gab es bei Mischa Bach auch nur Amuse Gueules. Mit offensichtlichem Vergnügen stifftete sie Verwirrung. Bei ihrer Geschichte von Cäcilia, deren Körper noch sechs weitere Charaktere unterschiedlichen Alters und Geschlechts bewohnen, blieben genug Fragen offen. Im Vordergrund sicher das Rätsel darum, welche schlimmen Erlebnisse das Mädchen zur multiplen Persönlichkeit machten. Aber auch: Welche Rolle spielte ihr Vater? Und kommt der Revolver, den eine von Cäcilias Parallel-Ichs in ihren Koffer packte, noch zum Einsatz. All dies verlangt nach Aufklärung, also nach mehr Lesestoff. Ihr Leben sei ein Puzzle voll fehlender Teile, klagte Cäcilia zu Beginn dieser Geschichte. Ob dem Mädchen geholfen werden kann? Antworten darauf erhält der Leser nur durch die Lektüre dieses bemerkenswerten Krimis.