Vorsprechen sind so’ne Sache. Manchmal (wie vor zwei Tagen) laufen sie gut. So richtig gut. Manchmal sind sie peinlich, unangenehm, furchtbar für alle Beteiligten. Und sie sind etwas, das außer dem Regisseur normalerweise grad noch ein Dramaturg oder Assistent mitbekommt. Autoren sind meist nicht dabei …
… meist, aber eben nicht immer. Eine Rolle in meinem Theaterstück Die Türen ist (bzw. war) noch offen. Und weil Lillih, die Regisseurin, zur Zeit in Essen alle Hände voll zu tun hat, gab’s das dazugehörige Vorsprechen sozusagen vor meiner Haustür. Dank Lillihs Einladung mitzukommen, war’s für mich ein spannendes Erlebnis.
Der Vorteil bei einem Vorsprechen liegt aus meiner Sicht darin, dass es für mich zu den seltenen Gelegenheiten gehört, bei denen ich die Verwandlung des Schauspielers in die Rolle direkt miterleben kann. Mit allem, was dazu gehört ? und weil das sehr persönlich, individuell sehr verschieden ist, werd ich mich auch im Zeitalter von ?Deutschland sucht den Superdeppen? nicht in dieser virtuellen Öffentlichkeit über diese Details verbreiten.
Statt dessen zieh ich lieber meinen Hut vor allen, denen es gelingt, mit solch sensiblen Situationen ebenso umzugehen. Ich war gebannt von den Vorsprechrollen ? Shakespeare und die Borussen, was für ein Mischung! – , aber auch gespannt, Regisseurin und Schauspielerin bei ihrer ersten Zusammenarbeit zuzusehen. Und zugleich war ich froh, nur Zaungast zu sein, nichts entscheiden zu müssen. Einfach keine Verantwortung zu haben außer der, die Rolle geschrieben zu haben, die (hoffentlich) an diesem Tag besetzt wurde.
Vielleicht klingt es verrückt, aber mir fällt’s leichter, mir eine Geschichte samt fiktionalen Figuren auszudenken, also eine eigene Welt zu schaffen, als so eine Entscheidung zu fällen. Keine Ahnung, ob das nun mein individuelles Ding ist oder ?typisch Autor? … wobei ?typisch Autor? auch einen Rattenschwanz von Fragen nach sich ziehen kann: Wer war ich, als ich das Stück schrieb? Wer bin ich nun, in der Vorbereitungsphase des Stückes? Und wer werde ich sein, wenn es an die Proben geht?
P.S.: Das Engelbild (Acryl auf Packpapier, in Privatbesitz) hier und die Skizze weiter oben sind, wie eigentlich alles hier im Blogg, meine eigenen Werke. Damit man mal sieht, was bei’nem Bild vor dem Bild entsteht. Wenn überhaupt … Mischa malend ist sehr viel "vorbereitungs- und denkfauler" als Mischa schreibend ;-))