Glück hat seinen Preis ist der Titel eines Romans von Irina Korschunow, in dem die Ich-Erzählerin der Geschichte ihrer Familie nachspürt. Aufhänger sind dafür einerseits die letzten Worte ihrer Mutter – „War das mein Leben?“ – und andererseits die Ankunft ihres Großvaters im Kiel des Kaiserreichs. Dazwischen spannt sie einen Bogen, der bis ins Leben der Ich-Erzählerin in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts reicht.
Das Besondere an dieser Familiengeschichte liegt in der Erzählweise, d.h. in der Haltung der Ich-Erzählerin. Immer wieder weist sie darauf hin, dass sie spekuliert, weil dieses oder jenes natürlich nicht überliefert ist oder weil die Quellen einseitig sind (etwa Frau Jepsen, die Großvater Peerson treu ergeben war und dessen erste Frau nicht mochte). Dann wieder bedauert sie, dass die Ereignisse keine andere Wendung nahmen, weil sie den Personen ein schöneres Leben, ein leichteres Schicksal und vor allem mehr Glück gewünscht hätte.
Denn mit dem Glück aus dem Titel ist das so eine Sache. Vom Preis des Glücks ist viel die Rede, aber das Glück erhaschen oder gar halten, das gelingt höchstens für kurze Momente. Glücksbegabt scheinen besonders die Frauen ihrer Familie nicht; zu leicht sind sie bereit, Pflichten, Dünkel oder Zeitgeist über ihr Leben bestimmen zu lassen, statt tatsächlich ihren Träumen zu folgen und ihr Glück zu machen.
Und so ist der Roman denn auch kein im engeren Sinne glücklicher, eher ein melancholischer, leiser, durch den man nebenbei so manches über die deutsche Geschichte erfahren kann.