Gesehen, besprochen & jetzt nachzulesen

Leider kann ich hier nicht das Original der SWR-Kritik von Reinold Herrmanns präsentieren. Selbst wenn ich einen Mitschnitt der Radiosendung Journal aus Baden-Württemberg vom 9.3.2007 hätte (was leider nicht der Fall ist), mp3- oder wave-Dateien passen nun mal nicht ins Blogg. Dennoch hier zum Nachlesen die SWR-Kritik … 
(Nadine Bohse in "Die Türen")


Journal aus Baden-Württemberg
Sendedatum: 09.03.2007 , 18.40 ? 19.00 Uhr

?Die Türen?, von Mischa Bach.
Uraufführung in der ?Tonne? Reutlingen.

Autor: Reinold Hermanns

Anmoderation:
Das Verwirrende der Gegenwart, die Zeitsprünge, Brüche, Wahn und Wirklichkeit:
Mit all dem hat Mischa Bachs neues Stück ?Die Türen? zu tun. Das Reutlinger Theater ?Die Tonne? hatte es bei Mischa Bach in Auftrag gegeben und setzt damit die Zusammenarbeit mit dieser Autorin fort.
Gestern war Uraufführung, Reinold Hermanns berichtet:

Es geht um eine multiple Persönlichkeit, verteilt auf fünf Figuren. Eine junge Frau. Sie heißt Penthesilea und besteht aus der Hauptfigur Pen und deren Abspaltungen ? Tess, Silas, Lea und Nessa.
Die multiple Spaltung ist Pens Überlebenschance ? als Kind wurde sie Opfer sexuellen Mißbrauchs. Ein Trauma, nur erträglich, wenn es sich auf mehrere Ichs verteilen lässt. Der Täter indessen wurde von Pen getötet ? zumindest in ihrer Phantasie, der Fall bleibt unklar. Allemal aber hat das Opfer, hat Pen, Schuldgefühle. Die verstärkt werden durch einen Autounfall, bei dem Pens Eltern umgekommen sind – ein weiteres Trauma. Bei alldem steht nun Pens Hochzeit bevor. Aber wer ist eigentlich Pen, was ist alles mit ihr und um sie herum geschehen?
Die multiple Pen versucht wieder Zugänge zu sich zu finden, ?Türen? zu öffnen. Ihre Selbst-Rekonstruktion ist dabei auch ein Kampf ums physische Weiterleben. Denn sie hat sich mit Tabletten vergiftet und schwebt nun zwischen Leben und Tod, Traum und Wachen, Einbildung und Realität. Unterschiedliche Zeiten, Erinnerungen, Gefühle und Gedanken durchdringen sich ? ein dissoziiertes Ineinander von ?Stimmen?, Dialogen, Rückblenden, Spotlights, Tonbandeinspielungen, Erinnerungsfetzen. Die Bühne, auf der die Akteure sich begegnen, ist ein Bewusstseins-Raum, der, vom Dämmerlicht des vagen Empfindens bis zum grellen Leuchten jäher Erkenntnis, sukzessiv eine traumatische Erfahrung erhellt. Eine gelungene Inszenierung der Reutlinger ?Tonne?, nicht zuletzt durch die überzeugende Choreografie der multiplen Figur und eine bemerkenswerte Nadine Bohse als Pen.

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2 Antworten zu Gesehen, besprochen & jetzt nachzulesen

  1. Gerlinde sagt:

    Also wenn ich schreiben könnte (was leider nicht der Fall ist) so hätte ich es wohl kaum passender dargestellt. Ich als Laie, finde das mal eine sehr gute Kritik, oder? Jedenfalls war ich beim Lesen gerade wieder richtig im Stück… Demnach gleich auch wieder traurig, dass ich es wohl (erst mal)nicht wieder sehen werde. Sehr schade!!!
    Jeder der noch die Chance hat, es sich bis kommenden Samstag (soweit ich weiß) in Reutlingen anzusehen, sollte das unbedingt tun.
    Eine echte Bewusstseinserweiterung für alle die sie noch nicht hatten… ; – ))

  2. mischa sagt:

    Naja wenn Du jetzt mit die Daumen drückst, steigen vielleicht die Chance für ’ne Wederaufnahme im Herbst und/oder das eine oder andere Gastspiel. Sturer Optimismus kann übrigens manchmal ’ne Nebenwirkung von Bewusstseinserweiterung sein. 😉

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