Abschiedsmelancholie

Der letzte Tag unserer Reise beginnt sehr früh. Bereits um 6 Uhr 30 erreichen wir Trondheim, ungefähr um die Zeit, als wir aufstehen, uns fertig machen, die letzten Dinge einpacken – und feststellen, ein kleines, schnelles Frühstück geht sich noch aus.

Wer würden einen solchen Ausblick nicht vermissen?

Da in Trondheim außer uns auch noch mehrere Reisegruppen das Schiff verlassen, ist es trotz der Uhrzeit recht voll im Restaurant. Dennoch kommt mir die Stimmung gedämpft vor, Abschied liegt in der Luft und die Melancholie lässt sich nicht vom Kaffeeduft vertreiben. Und gegen all das plus Müdigkeit kommt noch nicht einmal meine sonst übliche Reiseaufregung an.

Allerdings erweist sich letztere ohnehin als unbegründet. Auch die Abreise haben die Hurtigruten perfekt organisiert. Für uns und ein weiteres „gruppenlos“ reisendes Paar ist ein Taxi bestellt, das uns zum Flughafen 25 km östlich von Trondheim bringt – als inkludierter Transferservice, versteht sich. Dort checken wir in Ruhe ein, geben unsere Koffer ab, stellen uns in die Schlange beim Security Check und stellen fest, der Flughafen mag eher klein sein, aber er ist gut organisiert und bietet alles, was man braucht.

Wir suchen uns ein Café mit Blick aufs Rollfeld, um das Beste aus der (langen) Zeit bis zum Abflug zu machen. Eigentlich alles soweit in Butter, bloß, warum schwankt und schlingert der Boden unter mir? Beziehungsweise, da ich ja sehen kann, die Welt wackelt definitiv nicht: Warum fühlt es sich so an? Landkrankheit, lese ich im Internet nach, das Gegenstück zur Seekrankheit. Da ich letztere nicht hatte, hat es ein bisschen was davon, als sei das Meer mein eigentliches Element, denke ich bereits jetzt wehmütig. Ein paar Tage lang wird mich dieses Gefühl begleiten, wenn ich länger ruhig sitze und manchmal auch, wenn ich mich abends hinlege. Dann gefällt es mir, denn auf der MS Richard With des Nachts vom Seegang in den Schlaf gewiegt zu werden, habe ich jedes Mal genossen.

Adieu oder vielmehr hade bra, MS Richard With!

Das lässt sich vom tatsächlichen Rückflug über Amsterdam nach Düsseldorf nicht sagen. Bis Amsterdam lief alles einigermaßen glatt, aber in Schiphol herrschte das übliche Chaos – weite Wege obskur ausgeschildert in Kombination mit unangekündigten Gate-Wechseln und Fluggäste, die auf dem vorhergehenden Flug ihr Zeug in der Kabine liegenlassen, was für weitere Verspätung sorgt. Schade, dass die vorausschauende Planung und gute Organisation der Hurtigruten auf diesen Flughafen keinen Einfluss hat. 😉

Immerhin, gegen 20 Uhr, gut 12 Stunden nach dem Ausschiffen, waren wir um viele wunderbare Erfahrungen reicher, müde aber glücklich wieder zuhause. „Tusen takk“ an alle, die geholfen haben, dass aus dem jahrelang gehegten Traum einer Reise auf der Postschiffroute eine ganz reale Traumreise – an unser Reisebüro hier in Essen und die Hurtigruten für die perfekte Organisation, an die Mitarbeitenden in den Hotels und bei der Bergenbahn, an die Guides unterwegs und vor allem an die Besatzung der MS Richard With. Und an die freundlichen Trolle Norwegens, mögen sie stets reichlich Haferbrei haben. 😉

Wir kommen gerne wieder in dieses atemberaubend schöne Land hoch oben im Norden. Und haben nun Sehnsucht nach mehr Seereisen mit den Hurtigruten, ob auf der Postschiffroute oder vielleicht als Expeditionsreise nach Spitzbergen oder dergleichen …

P.S.: Für alle, die erst an dieser Stelle auf meinen Reisebericht gestoßen sind und sich nun fragen, wie ging das alles eigentlich los, bitte hier entlang zu unserem „Sommer im Norden„.

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