Obwohl Deck vier mit seinen großzügigen Aufenthaltsbereichen und Cafés, der Rezeption, dem kleinen Shop und den Restaurants an ähnliche Örtlichkeiten auf Fähren erinnerte, fühlten sich diese ersten ein, zwei Stunden noch ziemlich seltsam an. Wahrscheinlich, weil unter allem das ungläubige, leicht ein unsichere Staunen beim Gedanken „das ist jetzt also unser Zuhause für den nächsten elf Tage“ lag.
Dann hieß es endlich, die Kabinen sind fertig. Unsere lag auf Deck 5 am Promenadendeck. Sie hatte ein recht großes Fenster, durch das wir vom Bett aus in den nächsten Tagen die vorbeiziehende Landschaft genießen konnten, wenn wir gerade keine Lust auf andere Menschen hatten. Und sie war alles in allem geradezu perfekt eingerichtet. Noch selten habe ich auf Reisen unser gesamtes Gepäck in einem Hotelzimmer so leicht und gut verstauen können wie an Bord dieses Schiffes.
Zu viel mehr als zum Auspacken blieb am ersten Abend keine Zeit, denn das Buffet rief. Das war ein wenig trubelig, aber köstlich – wie überhaupt jedes Essen an Bord. Schließlich legte die MS Richard With ab. Wir hatten inzwischen glücklich zwei Plätze in der Panoramabar auf Deck 7 gefunden und schauten hinaus in den Regen, während erst das eher hässliche Hafenterminal und Industriegebiete, später hübsche Häuser und Brücken an uns vorbeizogen, während wir immer weiter hinaus aufs Wasser und in den Abend hinein fuhren. Das heimelige Gefühl, selbst im Trockenen geborgen zu sein, während es draußen unwirtlich und ungemütlich zugeht, begleitete uns in die erste Nacht.
Der Seegang, der nachts spürbar zugenommen hatte, schaukelte mich glücklich in den Schlaf. Überraschenderweise hörten wir in der Kabine nichts von den anderen, keine Türen, keine Toiletten oder Duschen, keine Schritte, nichts, nur das gleichmäßige Brummen des Motors wohl und das Summen und Rauschen der Klimaanlage, die tatsächlich gut funktioniert, begleitete uns durch die Nacht.
Am nächsten Tag waren wir froh, keinen Ausflug gebucht zu haben, sondern einfach an Bord zu bleiben.Oslo und Bergen als Zwischenstationen waren schön gewesen, aber dank wiederholter An- und Abreise, immer wieder Einpacken, Auspacken, nie so ganz Dasein, immer mit halbem Blick auf den nächsten Schritt, auch anstrengend. Jetzt konnten wir endlich ankommen und die Fahrt in den Geirangerfjord genießen. Schließlich gehört der nicht umsonst zum UNESCO-Weltnaturerbe und ist vom Wasser aus gesehen besonders imposant. Dazu dann noch die Geschichten zu den zahlreichen Wasserfällen – etwa den sieben Jungfrauen und dem Bräutigam – zu hören, während das Schiff im Fjord elegant und majestätisch dank Elektromotor geradezu übers Wasser zu schweben schien, war ein besonderes Erlebnis.
Nein, ein Landausflug hat uns da wahrlich nicht gefehlt. Es gab ja auch so genug zu tun. Wenn man wollte, konnte man zu verschiedenen Vorträgen gehen – die gab es täglich, mal auf dem Aussichtsdeck No. 7, von wo aus wir sogar Schweinswale sahen, mal im Vortragsraum. Zwischendrin erkundeten wir weiter Schritt für Schritt und gemütliche Sitzecke um Sitzecke mit Aussicht ‚unser Schiff‘.