Regen in Bergen

Bergen sei die regenreichste Stadt Europas, hatte uns das Reisebüro vorgewarnt, und so blieb die sonnige Ankunft am Abend die trockene Ausnahme unserer beiden Tage dort. Aber wer sich von (vermeintlich) schlechtem Wetter abschrecken lässt, sollte sowieso besser einen Bogen um Norwegen machen. Wir zogen also nach dem Frühstück am nächsten Morgen unsere Regenjacken an, steckten die Regenschirme ein und brachen auf.

Der Blick aus dem Fenster des Restaurants des Clarion Admiral über die Bucht bei Regenwetter …

Wir erkundeten den Teil der Altstadt, der weitgehend vom 19. Jahrhundert bis in den Jugendstil erbaut zu sein schien, liefen die Hügel von der Bucht aus hinauf und wieder hinab. Unser spontaner Weg führte uns zum Theater (erwähnte ich schon, dass wir uns in fremden Städten stets irgendwann vor deren Bühnen wiederfinden?) und zur Universität. Wir schauten uns verschiedene Kirchen an (sofern sie denn offen waren) und machten einen Schlenker vorbei am modernen Konzerthaus, vor dem, wie könnte es anders sein, Edward Grieg in Bronze stand.

Anschließend ging es durch den Stadtpark, der die Anmutung eines Kurparks hat, vorbei an der Kunsthalle hinüber auf die Seite der Bucht, auf der auch Bryggen liegt. Wir gingen zum mächtigen Rosenkrantzturm, den wir vom Hotel aus gesehen hatten und besichtigten die Hakons-Halle, die er zu bewachen scheint, bevor wir auf matschigen Wege das Außengelände der dazugehörigen Festung Bergenhus erkundeten. Das Hanse-Freilichtmuseum in Bryggen sparten wir uns jedoch für den nächsten Tag auf und tranken lieber köstliche heiße Schokolade bei Fjak Chocolate – ein echter Genuss sicher nicht nur nach vierstündigen Fußmärschen über Kopfsteinpflaster an einem Regentag. 😉

Am nächsten Tag sollte es dann erst tiefer hinein nach Bryggen und dann am späten Nachmittag an Bord der MS Richard With gehen – und all das bei noch heftigerem Regen als am Vortag. Diese Kombination erwies sich insofern als Problem, weil sie uns vor die Wahl stellte, entweder wieder die leichten Regenjacken im Gepäck zu verstauen und in Lederjacken durch den Regen zu laufen, oder irgendwie zu versuchen, letztere in die Koffer zu stopfen, die dann in der Hotellobby darauf warten würden, später von uns zum Transferbus geschleift zu werden. Wir entschieden uns für ersteres und wurden trotz zusätzlich erworbener Regencapes in den engen Gassen Bryggens ziemlich nass. Vermutlich hätten da nur Neoprenanzüge geholfen – witzig fand ich jedoch, dass bei mehr als einem Café in Bryggen draußen Stühle aufgestellt waren, und das unabhängig davon, ob es auch nur den Hauch einer Überdachung gab …!

Stühle vor einem Café in Bryggen im Regen
Unverdrossen warten diese Stühle auf besseres Wetter.

Immerhin, im Hanse-Museum selbst und in den vielen kleinen Geschäften, die heute in den schmalen und schiefen Holzbauten zu finden sind, blieben wir trocken. Vom 12. bis ins späte 18. Jahrhundert lebten in Bryggen ausschließlich männliche Mitglieder der Hanse und trieben vor allem Handel mit Stockfisch, der sie reich machte. Weil sie nur in diesem einen, begrenzten Areal das Recht hatten, Handel zu treiben, mussten sie, wenn sie ihre Geschäfte und ihre Räumlichkeiten erweitern wollten, immer höher hinaus bauen. Das ergab dann am Ende (und nach X Bränden und Wiederaufbauten im Laufe der Jahrhunderte) die typische Ansicht mit den bunten, spitzen, zumeist dreistöckigen Holzbauten, die bis heute dieses Stadtviertel prägen (auch wenn es an den Rändern inzwischen anders aussieht dank der Steingebäude aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert).

So interessant es hier auch war, angesichts des Wetters waren wir selbst nach einer „Trockenpause“ in der Hotellobby froh, als es Zeit wurde, sich auf den Weg zu Schiff zu machen und wir nach einer Runde Schlangestehen beim Einchecken unser Gepäck los waren. Anschließend noch ein Einführungsfilm zu den Sicherheitsmaßnahmen an Bord, dann durften wir aufs Schiff, dass wir ein erstes Mal vorsichtig erkundeten, während man unser aller Kabinen bereit machte.

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