Ich weiß nicht mehr, ob ich es eine Rezension oder eine persönliche Empfehlung war, die mich zu Becky Chambers „Der lange Weg zu einem kleinen, zornigen Planeten“ brachte, oder ob ich einfach über den Tite selbstl stolperte, mich in ihn verliebte und das Buch allein deshalb für meinen Herzallerliebsten bestellte. Inzwischen habe ich es gelesen und freue mich ganz außerordentlich, dass es der Auftakt der dreiteiligen Wayfarer-Serie ist. 🙂
Auf den ersten Blick hatte ich hinter dem Klappentext – die Wayfarer ist ein Raumschiff, ds Raumtunnel „bohrt“ – so etwas wie eine Space Opera erwartet. Aber, weit gefehlt. Ja, Becky Chambers entwirft ein großes, außerordentlich diverses Universum, in dem die GU (die Union der Galaxie) die unterschiedlichsten Spezies, zu denen seit kurzem auch die Menschen gehören, eint. Die Besatzung der Wayfarer ist so etwas wie die Miniaturausgabe dieser Vielfalt, einerseits eine eingeschworene Gemeinschaft, andererseits gibt es da natürlich auch Spannungen, Neulinge und Außenseiter. Um diese Figuren, ihre Beziehungen untereinander, ihre Ansichten des Universums, des Lebens, der Liebe und Moral dreht sich die Geschichte.
Ja, gewiss, man könnte monieren, dass ein Science-Fiction-Roman von über 500 Seiten gerne auch etwas mehr Handlung, womöglich sogar Action hätte enthalten dürfen – schließlich tendiert SF in der Raumfahrervariante doch dazu, ein ausgesprochen plot-getriebenes (plot driven) Genre zu sein. In einem solchen wäre es geradezu eine Sünde, dass die Konfrontation mit den Toremi, auf die das alles zuläuft, am Schluss sehr kurz und knapp ausfällt.
Nur: wer sagt denn, dass Science Fiction mit Raumschiffen actiongeladen sein müssen? Becky Chambers gelingt es, die Leser*innen allein mit ihren Figuren und den Welten auf ihrem Weg zu fesseln. Ich jedenfalls fieberte mit ihnen allen mit und freue mich jetzt schon darauf, noch zwei weitere Male in deren Welt und Leben eintauchen zu dürfen. Mindestens, denn vielleicht schreibt Becky Chambers ja auch noch einen Band 4 und eine Band 5 mit der Wayfarer. 🙂