Tagessplitter

Der Tag fing schon ziemlich bescheiden an: Ich war noch mitten in meinem üblichen Frühstücksgebastel, als das Telefon klingelte. Die professionell freundliche Rezeptionistin der Physiotherapiepraxis teilte mir mit, Frau K., bei der ich außerhalb von Corona-Krisen zur Lymphdrainage gehe, arbeite dort ab sofort nicht mehr. Man werde mir die angebrochene Verordnung verrechnen und zurückschicken, da es sonst niemand gäbe, der diese Art der Behandlung übernehmen könnte.

Nicht, dass ich eine andere Therapeutin gewollt hätte. Frau K. hat nicht nur heilende Hände, sie hat obendrein ein goldenes Herz. Sie ist einfach ein ganz besonderer Mensch – und eine, die nichts mit Internet & Co. zu tun hat, die nicht im Telefonbuch steht oder so – und die dumme Gans an der Rezeption weigerte sich, ihr eine Nachricht von mir zukommen zu lassen. Verärgert legte ich auf.

Stolperte danach durch einen weiteren Tag im Home Office – ich arbeite gerade am Buch zu meiner aktuellen Autorenpatenschaft, da gibt’s einiges zu organisieren, zu lektorieren, zusammenzustellen. Was ganz gut ist, lenkt es mich doch von anderen Sorgen ab, die mich schon des Nachts nicht schlafen ließen.

Irgendwann machte ich Pause und begab mich erst auf die Yogamatte, dann aufs Meditationskissen. Prompt klingelte das Telefon – erst ein Anruf meiner Mutter, dann einer von Frau K.! Man hatte ihr am Montagabend an der Haustür den Job gekündigt, einfach so, ohne Vorwarnung. Corona mag für finanzielle Schieflagen sorgen, aber Arschlochverhalten (sorry, aber wie soll man das denn sonst nennen, wenn der Chef seinen Arbeitnehmer abends an der Tür zur Unterschrift unter die Kündigung nötigen will?) wird davon ja wohl kaum gedeckt. Gut, dass Frau K. sich vorausschauender als ich, in einer ruhigen Stunde die Telefonnummern der Menschen notiert hatte, die sie nicht verlieren wollte. Große Erleichterung und Freude meinerseits, selbst, wenn nun sowohl wegen Corona als auch der Kündigung unklar ist, wann es weitergehen kann mit den Behandlungen.

Dann, wenig später, beim Einkauf:

„Ich will mein altes Leben zurück“, höre ich irgendwo hinter mir und drehe mich um:

„Wem sagst du das“, antwortete ihre gleichaltrige Freundin der etwa Zwölfjährigen.

Dem ist nichts hinzuzufügen, finde ich, auch, wenn auf der Hand liegt, das wird so nicht gehen. Nicht nur oder auch nur vor allem, weil Corona-Ausnahmezustand herrscht. Sondern weil kein Weg zurück führt in die Vergangenheit … hoffen wir also auf die Zukunft und versuchen unterwegs, das Beste aus der Gegenwart zu machen! 🙂

 

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