Wie im Flug

Kopfüber habe ich mich im Oktober in eine neue Großbaustelle gestürzt – die Übersetzung eines über 400 Seiten starken historischen Romans -, und darüber (und über dem Alltag, meinen anderen Baustellen und dem Leben an sich) ist dann mal wieder die Zeit wortlos im Blog verloren gegangen.

Wenigstens die Amaryllis verzieh meine Verspätung, und blüht zu Weihnachten, obwohl ich sie erst Mitte November einpflanzte …

Aber das ganz sicher nicht, weil ich keine Ideen gehabt hätte, worüber zu schreiben wäre. Bereits Anfang Oktober hatte ich Susann Pásztors „Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster“ gelesen – ein berührendes Buch über einen Mann, der seinen ersten Einsatz als ehrenamtlicher Sterbebegleiter hat, das ich, als ich es angefangen hatte, gar nicht mehr aus der Hand legen mochte.

Dass das Foto zum Buch noch im früheren Herbst entstand, ist nicht zu verleugnen

In der zweiten Monatshälfte dann sah und hörte ich im Aalto-Theater Guiseppe Verdis „Aida“ – ein großer Stoff karg von Dietrich W. Hilsdorf inszeniert, bei dem mir ausgerechnet vom berühmten Einmarsch der Gefangenen nicht so sehr die Musik, sondern die Frage, waren die Tänzerinnen schlecht oder sollte ihr asynchrones Geschreite Absicht gewesen sein, bis heute im Kopf geblieben ist.

Mozarts „Die Zauberflöte“ inszeniert und konsequent als übergroßer nächtlicher Traum von Ezio Toffolutti eingerichtet, im Monat drauf beeindruckte mit einem mitreißenden Papageno (Martijn Cornet) und einem durchweg sehens- und hörenswerten Ensemble. Dass die Königin der Nacht nicht ganz so bei Stimme war, wie sie hätte seien soll, nun, darüber lässt sich leicht der Mantel des Fast-Vergessens decken. Wer ist schon immer perfekt?

Henning in Juli Zehs „Neujahr“ versucht das mit Macht, aber wenig Glück, und warum das so ist, davon erzählt das Buch. Interessanterweise hatte ich bei diesem ihrem Roman das erste Mal kein Problem mit leicht schrägen Metaphern oder anderen Sprachholperern, die mir unwillkürlich wehtaten wie falsche Töne in der Musik. Nein, die Sprache war spröde und doch weit, präzise, aber nie weitschweifig, was für mich zum Setting auf Lanzerote passte. Ob jedoch der Schluss schlüssig ist, ist eine andere Frage. Das Konstruierte der Geschichte hätte ich gekauft, denn die Idee an sich ist stark, aber das Ende ist abrupt, abgebrochen, als sei die Sache nicht zu Ende erzählt.

Aber nun ja, da ich noch nicht einmal die Zeit fand festzuhalten, dass wir mit unserem Krimitag in der Stadtbibliothek diesmal über 800 Euro für die Kinderstiftung Essen einnahmen, sollte ich mich vielleicht nicht über lose Enden welcher Art auch immer beklagen. 😉

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