Plot Point. Breitbeinig kommt der Begriff daher, fast o-beinig, ein bisschen wie John Wayne. Fest auf dem Boden der Dramaturgie, der Drehbuchschreibschule geht und steht er. Zugleich hat das gedoppelte P auch etwas von Wassertropfen, ziemlich dicken dazu: Plot – platsch! – Point – plitsch! Erst war es so, dann wird es anders. So klingt das für mich und so ähnlich sieht der Begriff, sehen die beiden Worte in meinem Kopf auch aus: zwei dicke fette Tropfen Wasauchimmer, die auf eine Wippe fallen, und schwupp, ist die andere Seite oben. Oder ein dicker Tropfen, der in einem Fass landet, was darauf hin überläuft.
Peripetie hieß das bei Aristoteles. Peripetie, das ist ein elegantes Wesen, das sich mühelos auf die Zehenspitze erhebt und eine perfekte Drehung hinlegt. Pe– Plièr –ri – hoch auf die Spitze des einen Beines, das andere seitlich gestreckt –pe gebeugt und wieder gestreckt und Schwung geholt – tie! Tada, seht her, so leicht kann das aussehen, wenn sich alles dreht und nichts bleibt, wie es war!
Wendepunkt, das ist deutsche Version. Wendepunkt – lässt man sich das auf der Zunge zergehen, schmeckt die erste Silbe einem fast schon verschwundenen Aroma nach: Wennnn – was war da noch, wo sollte es gleich hingehen? De – plötzliches Innehalten, Fokussieren vielleicht, und dann Schwung geholt: Punkt – eine Silbe abgeschossen wie ein Pfeil, der die neue Richtung anzeigt, in die es von nun an mit der Handlung, der Geschichte geht.
Aus irgendeinem bei mir womöglich synästhesiebedingten oder schlicht fantasiegeborenen Grund ist der Wendepunkt elefantenbraun und ungefähr so elegant wie ein Dickhäuter – allerdings wie dieser mit einem höchst beweglichen Rüssel ausgestattet.
Und was sind Wörter für Sie, für Euch da draußen? Einfach nur schwarze Spuren auf hellem Grund? Bedeutungstragende Werkzeuge, in Laute gehüllt? Ist das Wort – gesprochen, gedacht, geschrieben – einfach nur die Hülle, für das, was es bedeutet? Oder hat es eine eigentümliche Gestalt und lebt ein Eigenleben, wie die Wörter in meinem Autorinnenkopf?