Kleiner Frieden im großen Krieg

Beinahe vierzig Jahre ist es her, dass Eva Figes‚ Buch  Little Eden: A Child at War erschien, in dem sich die Autorin zurückerinnert, wie es war, 1940 als Kind deutscher Juden den Krieg in England zu überleben – und welche herausragende Rolle dabei eine ganz besondere Schule im ländlichen Cirencester in Gloucestershire spielte. 

Lokalgeschichte trifft persönliches Schicksal, beides miteinander verwoben ergibt ein eigentümlich berührendes Buch, das zugleich gewissermaßen erzählt, wie aus dem Kind ein sprachbegeisterter, kunstsinniger Mensch wird. Eine Lebensrettung in doppelter Hinsicht, denn die Kinder, die hier von zwei unverheirateten Schwestern unterrichtet und auch erzogen werden, sollen anfangs vor allem eines: raus aus dem Bombenhagel Londons aufs sichere Land, wo der Krieg selrsam weit weg, beinahe eine Fiktion am fernen Horizont ist.

Die Fremde in der doppelten Fremde, auch das ist das Kind Eva Figes hier, die sich kopfüber in die Literatur stürzt, mit dem Klavierunterricht ringt, traditionelle Gepflogenheiten einer Klassengesellschaft mit klarem Blick von außen betrachtet und sich selbst als denkendes und vor allem schreibendes Wesen entdeckt.

Ein Buch, so schwer zu einzuordnen, so unmöglich in eine Schublade zu stecken wie seine Autorin. Stellenweise gewiss sehr speziell, erst recht, wenn man kein besonderes Interessse für eine kleine Stadt wie Cirencester hegen mag, aber doch unbedingt lesenswert. Nicht zuletzt, weil es als Perspektive einer Geflüchteten, die versucht anzukommen, auf seine Art bis heute aktuell ist.

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