Sechs Tage ist es her, seit ich im Essener Aaltotheater die Premiere von Wagners Lohengrin erleben durfte – und vor allem erstaunt war, was für ein kurzweiliges und auch schönes Musikerlebnis das war. Nach der gähnenden Langeweile bei Hilstorfs Inszenierung der Walküre war das wahrlich nichts, mit dem ich gerechnet hätte …
Und da weder das Bühnenbild (Marc Weeger) – eine weiße steile Treppe, die streckenweise viel zu eng für die vielen Akteure war und ohnehin nur einen minimalistischen Ausschnitt der Bühne nutzte – anregend war noch die überaus alltäglichen Kostüme (Silke Willrett) berauschend waren oder auch nur Ablenkung hätten bieten können, muss das wohl an Wagners Musik, den Sängern und den Musikern (musikalische Leitung: Tomas Netopil) im Graben sowie womöglich noch der Regie (Tatjana Gürbaca) gelegen haben.
Besonders angetan hatten es mir dabei sowohl die rein instrumentalen Passagen als auch die wirklich gelungenen, oftmals mitreißenden Chorpartien. Dass soll beileibe nicht heißen, dass die Solisten etwa schlecht gewesen wären, ganz im Gegenteil – Titelheld Lohengrin (Daniel Johansson) und Elsa von Brabant (Jessica Muirhead) waren schon jeder für sich ein Genuss, aber in ihren gemeinsamen Auftritten geradezu betörend. Auch der Gegenspieler, Friedrich von Telramund, gesungen von Heiko Trinsinger konnte sich hören lassen – allein seine Gattin Ortrud (Katrin Kapplusch) war alles andere als überzeugend.
Aber das tat dem Abend nur wenig Abbruch, den ich so sehr genossen habe, dass ich nun sogar für die nächste Wagneroper offen wäre …!