Das scheint auf den ersten Blick nicht viel gemein zu haben. Oder wenn, dann höchstens so viel wie Kunst und Schrebergärten. Was aber lediglich gängige Vorurteile beweist – wie man am gestrigen Sonntag im Mühlbachtal beim Abschluss des Festivals 638 Kilo Tanz und andere Delikatessen eindrücklich sehen und genießen konnte. „Walk the Greenline“ haben Jelena Ivanovic und Sabina Stücker ihren Tanz Parcour am Mühlenbach genannt. Drei Stücke ineinander verwoben, zu erlaufen zwischen Schrebergärten und dem Bach. Von oben herab schaut der „Zwerg“ auf Bach, Besucher und vor allem die Frau in rot, die ihn, gleich einem roten Faden, den Nachmittag lang jagen und schließlich erstechen wird. Ob’s daran lag, dass er ihren Unterrock stahl (was mich unwillkürlich denken ließ, er sie vielleicht ihr ungehorsames Unterbewusstsein, was für eine eigenartige Vorstellung …)? Während sie sein Grab schaufelt, toben sich zwei Superhelden aus. Überwinden Baumstämme und den gigantischen Beton“damm“, der den Mühlenbach hier zu beiden Seiten begrenzt. Besonders poetisch aber die gesungene Geschichte der Frau, die auf die Rückkehr ihres Liebsten wartet der zur See fährt bzw. durch den Fluss zu ihr tanzt.
Gartenkunst einmal anders. Tanzkunst auf besonders anspruchsvollem Boden – im Fluss, mit Gummistiefeln, im Matsch, auf unebenen Wiesen – die der Fantasie Flügel wachsen lässt. Und wenigstens für das Liebespaar mit einem Happy End, aber allemal mit großem Applaus für Ivanovich und Stücker, die Choreographinnen dieses Tages und zugleich Organisatoren des viertägigen Festivals endete.
Es tanzten am Sonntag: Damiaan Bartholomeus Veen, Irene Ebel, Eva Maria Falk (Gesang), Frederico Zapata, Montserrat Gardó Castillo & Petr Hastik.
(Fotos: E. Ollinger)