Schwimmend

Erst verschwimmen die Ränder, die Konturen, die Details. Manchmal wirkt das wie Lichtblitze, reflektiert von Wellen. Manchmal einfach so, als schwimme etwas im Auge. Oder als verschwömmen die Kanten der Welt in einem riesigen Nebel. Das ist beunruhigend, macht ein schwankendes Gefühl, wie auf Planken im Meer, auf Blättern im Wind. Und selbst wenn ich begreife, das ist eine Aura, das ist nicht die Welt, die verschwimmt, das ist nur mein Hirn, das eine Migräne hat und die Dinge verschiebt – es bleibt seltsam. So schwer zu greifen. Als hätte ich die Bodenhaftung verloren. Mal fühlt sich ein Schritt an, als müsse die Energie mich schier zur Decke schleudern, weil die Schwerkraft kurz aussetzt, dann ist der nächste schwer, als wäre ich ein Taucher am Meeresboden.

Am merkwürdigsten ist das, wenn kein Schmerz kommt, wenn es allein bei der Aura bleibt. Das ist wie ein Anfang ohne Mitte oder gar Ende. Wenn der Schmerz kommt, selbst wenn er wieder und wieder kommt, heißt das ja auch, irgendwann geht er. Irgendwann ist eindeutig kein Schmerz mehr da. Und das, was dann an schwankender Unsicherheit, an wattigem Gefühl im Kopf bleibt, das sind einfach die Nachwehen. Das dauert höchstens einen Tag, eher einen halben, dann ist es ganz vorbei und wieder gut.

Aber wenn es nur die Aura ist, erst begleitet, dann gefolgt von dem Schwanken, dem Gefühl, mehr zu schwimmen denn zu gehen, unter Wasser flüssig zu atmen, wie soll ich da wissen, wann es wirklich wieder vorbei ist? Also schwimme ich weiter und weiter – bis ich mich irgendwann umdrehe und bemerke, dass ich schon eine ganze Weile wieder an Land bin.

So ist sie, die seltsame schwimmend-schwammige, wo nicht schwer schmerzhafte Welt meiner Migräne …

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