Tschüss Perfektionismus

Vermutlich ist das nichts, was nur Menschen kennen, die sich in kreativen, künstlerischen Dingen versuchen: Man hat so eine Idee, womöglich hat man sogar eine recht klare Vorstellung von dem, was man da schaffen könnte. Es fühlt sich ein wenig an, als würde man gleich zu einer Reise aufbrechen – ein leichtes Kribbeln hier, ein Aufblitzen von Freude, von Neugier und Abenteuerlust dort. Man greift nach dem Stift, dem Pinsel, öffnet ein Notizbuch oder einfach ein neues Dokument, man ist ganz gespannt, will loslegen – und dann – passiert – Nichts. Zweifel – kann man – darf man – ist das überhaupt der richtige Anfang? Führt diese Idee überhaupt irgendwohin? Und was soll das denn, andere können das bestimmt besser – hat nicht über das Thema schon mal ein Nobelpreisträger etwas geschrieben oder war da nicht dieser Typ im Fernsehen …? Vielleicht ist es auch gar nicht so etwas konkretes. Vielleicht reicht das klare, reine Weiß des Bildschirms, der Leinwand, des Notizbuches und der eigenartige, spitze Pfeil des Wunsches nach Perfektion, um uns auszubremsen?

Was dann? Was tun?

Tief durchatmen. Nochmal ansetzen.

Und wenn das nichts bringt? Mit links malen (oder rechts, falls man Linkshänder ist)? In einer Fremdsprache schreiben (danke an meine Studentin Michi H. für diesen Tipp)? So tun als ob man die eigene Idee gar nicht für sich schreibt, sondern bloß in einem Brief der Lieblingstante, dem Lieblingsonkel, einem Freund oder Kollegen mal eben kurz skizzieren möchte, womit man sich gerade beschäftigt?

Egal was. Bloß einen Weg finden, den Perfektionismus auszutricksen. Ihm zu entkommen. Und das Spiel zu beginnen.