Zwiespältig

Anthologien erinnern häufig an ein Buffet: Nicht jeder mag jede angebotene Speise, findet aber hoffentlich in der Auswahl genügend, das seinen Geschmack trifft. Und gelegentlich hat man auch das Glück, gänzlich Neues, vollkommen Unerwartetes am Buffet zu entdecken. Natürlich gibt es stets auch eine gewisse Menge ‚Füllmaterial‘; der Gastronom muss ja schließlich auf seine Kosten kommen. Manchmal jedoch – manchmal ist die Idee gut, die Verpackung ausgesprochen attraktiv, aber der Inhalt … nun, wie soll ich über den Inhalt von Du.Sollst.Nicht.Morden schreiben, jetzt, da ich ihn ganz gelesen habe?

Viele Geschichten kleben förmlich am Original, kleiden die biblische Vorlage lediglich in moderne Gewänder. So schreibt man keine Krimis – die brauchen zwar weder Polizisten noch Detekive, aber ohne Spannung kommen sie nicht aus! Und Literatur entsteht so erst recht nicht, denn die braucht Fantasie und Stil, Sprachgefühl obendrein.

Gewiss, manche Geschichte ist eine glückliche Fügung, eine überraschende Entdeckung: Fabian Vogts „Der Finger Gottes“ etwa oder auch Regina Schlehecks  „Lea lügt nicht“, beide kleine Meisterwerke (wenngleich keine klassischen Krimis … aber das muss ja auch nicht immer sein ;-)). Und dass Gabriele Keiser und Gitta Edelmann Krimis über kurz oder lang erzählen können, liegt auf der Hand. Doch dazwischen … dazwischen sind für mein Gefühl einfach zu viele zu banale Geschichten.

Was sehr schade ist. Denn, wie gesagt, ich mag Buffets äh Anthologien. Und die Idee von dieser – all die blutigen, hinterhältigen, gewalttätigen, die Gerechtigkeit herausfordernden Geschichten der Bibel als Inspiration (!) für Kurzkrimis zu nehmen – finde ich nach wie vor spannend. Ich hätte mir bloß gewünscht, die Umsetzung wäre ebenso gelungen wie die hübsche Aufmachung des Buches.

Jetzt bin ich erst recht gespannt auf die Geschichten in Küche, Diele, Mord …. die ersten darin lassen hoffen! 🙂

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