Macbeth mit Zylinder

Am Samstag hatte nicht nur Macbeth im Grillo-Theater Premiere, sondern dies war zugleich der Anlass, zum ersten Mal mit meinem wunderbaren neuen auszugehen. Es ist in der Tat erstaunlich, wie Menschen auf einen reagieren: Ich trat aus der Tür (unterhalb des Zylinders anders, theatertauglicher gekleidet als in diesen Fotos) und hörte sogleich ein freundliches „Guten Tag“ — von einer Frau, die irgendwo in meiner Nachbarschaft wohnen muss, weil ich ihr desöfteren begegne, die ich aber eigentlich nicht kenne.

„Ein schöner Hut für alle Tage“ grüßte mich dagegen ein alter Mann, selbst Hut- aber zumindest in diesem Moment nicht Zylinderträger, an der U-Bahnhaltestelle, den ich zum allerersten Mal dort sah. Ich nahm’s als Kompliment und bedankte mich.

Andere Menschen auf dem Weg in die Stadt schauten erstaunt, aber meist fröhlich in meine Richtung. Im Café, wo ich mich mit einer Freundin traf, diente der Hut der Kellnerin beim Umzug von draußen nach drinnen als Wiedererkennungsmerkmal. Mithin mögen Zylinder etwas für besondere Gelegenheiten sein, haben jedoch zugleich auch praktische Vorteile. 😉

Während im Vorfeld die verschiedensten Assoziationen zum schwarzen, hohen Hut – steife Herren, Wilder Westen, Dressurreiter, Schornsteinfeger und dergleichen mehr – geäußert wurden, überwog im Theater selbst noch ein ganz anderer Effekt: „Oh, ist das ein echter Chapeau Claque?!“ hieß es gleich mehrfach, gefolgt vom Wunsch, den Hut nicht nur einmal aufsetzen zu dürfen, sondern ihn zusammenzufalten und wieder aufspringen zu lassen. Was wir beide uns ohne Zögern gern gefallen ließen, bevor wir uns – höchst passend – in der letzten Reihe im Zuschauerraum niederließen. Tja, und da wurde ich dann wieder vom Gegenstand der Betrachtung zur Betrachterin … wobei, beim Betrachtetwerden kann man ja auch prima seine Betrachter betrachten! 😉

P.S.: Falls Sie lesen möchten, was unterm Zylinder über Macbeth in der Essener Inszenierung von Wolfgang Engel gedacht wurde, schauen Sie einfach hier nach …