Das Leben in schönem Licht

Ich weiß schon gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal auf einem Openair-Konzert war. Bis gestern galt dieser Satz, denn gestern habe ich mir Amy MacDonalds Life in a Beautiful Light in Köln am Tanzbrunnen angesehen. Oder wohl eher angehört, denn auch, wenn das Konzert mit 5.500 Zuschauern gerade mal zur Häflte verkauft war (warum eigentlich?), hatte ich keine Lust auf Gedränge und blieb freiwillig am (blumengesäumten) Rand knapp außerhalb des zeltartig überdachten Bereichs. Von dort sah Amy MacDonald zwar aus wie ein Püppchen mit Schlapphut und überdimensionaler Gitarre, aber ihre Stimme war darum nicht weniger groß und prägnant. Und schließlich war ich doch genau deswegen – wegen der Musik und ihrer Stimme – da.

Aber der Reihe nach. Nachmittags kamen vorübergehend Zweifel auf – Amy MacDonald hatte auf Twitter über Unwohlsein geklagt, und ich fragte mich, was soll das sagen? Sollte das Publikum schonend auf ein verkürztes Konzert oder gar einen Ausfall vorbereitet werden? Wie interpretiert man als Nichttwitter Twitteräußerungen? Kann man in dem Medium überhaupt zwischen bloß so Dahergesagtem und als Information Gedachtem unterscheiden?

Mit diesen und anderen Fragen im Hinterkopf brachen wir auf, kamen einigermaßen pünktlich in Köln-Deutz an und standen erstmal in einer Baustelle. Aber daran hatten wir uns ja im Urlaub in Osten gewöhnt, also stapften wir getrost hindurch und fanden schließlich das Festivalgelände direkt am Rhein sozusagen schräg gegenüber vom Dom. Nun ja, die Schlange vorm Eingang hätte man auch kaum übersehen können … 😉

Punkt 18 Uhr begann der Einlass und wir gelangten zügig ins Innere, wo wir uns die Wartezeit mit Pizza essen und Leute beobachten vertrieben. Das Publikum war erstaunlich gemischt, nahezu jede Altersgruppe sowie diverse Einkommensklassen und Angehörige unterschiedlichster Modeszenen tummelten sich dort.

Punkt 19 Uhr – in Köln scheint man Wert auf Pünktlichkeit zu legen, dachten wir – betraten Martin & James die Bühne. Zwei Schotten der musikalisch begabten Sorte, das ganz sicher, die allerdings zum einen mit schlechter Tontechnik (und einer nicht 100% richtig gestimmten Gitarre) rangen und zum anderen leider unentschieden waren, wohin die Reise gehen sollte: Bei Singer/Songwritern sollte die Musik nicht dem Text im Weg stehen, doch wenn es nur um Klang geht, bräuchte dieser wiederum eine gewisse, nun sagen wir: Komplexität. Egal. Support ist ungewollte Zugabe, diese hier störte nicht und, wer weiß, eines Tages werden sie vielleicht selbst groß.

Nach einer halben Stunde dann – Umbau. Bis Schlag 20 Uhr – die kölsche Pünktlichkeit – dann endlich Amy MacDonald nebst Band die Bühne enterte. Und, welch Glück, jetzt gab es auch keine Probleme mehr mit der Technik. Nach rund 75 Minuten Best-of-Potpourri teils zum Mitklatschen, -tanzen und -singen (und damit mehr zum Beobachten beim Hören für mich, ich bin da wirklich schrecklich, immer diese grauenhaften Autoren …), das schön anzuhören war, der erste „Versuch“ eines Endes. Langer Applaus – angeblich der längste der Tournee, ob das der schönschwarze schottische Humor war? – dann noch ein Viererset und, schade, das endgültige Aus. Da half auch kein rhythmisches Handyschwenken (Feuerzeuge zu Smartphones 😉 – manch einer hatte das ganze Konzert damit verbracht, das eigene Handy über die Köpfe der anderen auf die Bühne gerichtet zu halten und zu  betrachten – ich weiß ja nicht, ob ein steifer Nacken und ein verwackeltes Minibild besser ist, als ein Livekonzert einfach live mitzuerleben …) mehr, kurz nach 21.30 Uhr war Schluss.

Tja. Zurück am Rhein, übern Rhein, rein in den Hauptbahnhof – und da hatte die Kölsche Pünktlichkeit ein Ende. Der Ersatzzug, der der Originalzug war, kam 29 Minuten verspätet. Aber das ist eine andere Geschichte … 😉

 

P.S.: Übrigens spielte nicht nur das Wetter mit, auch die Gestirne gaben sich große Mühe, mitzuspielen. Erst gab es einen wunderschönen Sonnenuntergang überm Rhein, dann ging auf der anderen Seite des Geländes hinter der Mauer ein riesengroßer Honigmond auf … 🙂

Dieser Beitrag wurde unter Theater, Unterwegs, Verschiedenes abgelegt und mit , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert