Nein, ich habe weder undichte Dächer noch Eigenschaften von Filtraten im Hinterkopf und es geht mir auch nicht um die – gewiss wesentliche – Frage, wieso das deutsche Bildungssystem so wenig Aufstiegschancen hat bzw. warum es nicht in der Lage ist, die (Bildungs)Herkunft eines Kindes im positiven Sinne auszugleichen. Es ist mir auch einigermaßen gleichgültig, wie lichtdurchlässig oder nicht dieses oder jene Gewebe ist – aber wer an die Durchlässigkeit als Qualität eines Reitpferdes denkt, der ist schon auf einer heißen Spur. Allerdings komme ich mehr und mehr zu der Auffassung, dass es meiner Ballettlehrerin seinerzeit um mehr als ein Frage der Muskeln und Sehnen, eben des Körpers ging, wenn sie ‚Durchlässigkeit‘ von ihren Tänzerinnen forderte.
Natürlich meint man, wenn man über Tanz und Durchlässigkeit spricht, auch Aspekte der Bewegung und damit des Körpers. Schließlich ist der das Ausdrucksmittel im Tanz – oder auch bei einem Schauspieler. Doch die Physis ist bei Weitem nicht alles – und Kunst, sei es Tanz- oder Schauspielkunst – erschöpft sich nicht in körperlicher Präzisionsarbeit (das wäre wohl eher Artistik). Es geht – ich kann es noch nicht anders in Worte fassen – auch um so etwas wie Sein und Bewusstsein. Ein Tänzer oder Schauspieler stellt mit seinem Sein – dem Körper, der Bewegung, aber auch dem, was er oder sie denkt, fühlt, wahrnimmt – im Idealfall nicht nur etwas dar, sondern wird gewissermaßen selbst zu einem Moment Kunst. Das geschehen zu lassen, es sein zu lassen und es somit sichtbar, begreifbar, nachfühlbar zu machen, hat – zumindest für mich – eine Menge mit Durchlässigkeit zu tun: Ich als Künstler erlaube, dass ich zum Medium dessen werde, was es auszudrücken gilt. Kunst wäre in so einem Moment nicht künstlich, nichts aufgesetztes, mir fremdes, sondern ein Augenblick meines Seins, der im Idealfall den Betrachter mitnimmt. Am Ende wären Kunst(werk), Künstler und Betrachter einen Moment lang womöglich sogar eins in der Betrachtung wie im Sein.
Dummerweise klingt das halb sperrig, halb esoterisch, wenn ich es so aufschreibe. Was nur heißt, ich habe noch nicht die richtigen Worte gefunden – und bin wohl noch nicht durchlässig genug, um die Idee, die Beobachtung, um die es mir hier geht, angemessen auszudrücken.