mind-boggling

Eben, unter der Dusche, während ich das warme Wasser genoss, tauchte es plötzlich aus der Versenkung auf: mind-boggling. Eines meiner Lieblingsworte, vor allem, wenn man es auf Sprache und erst recht die verwickelten Verhältnisse von Denken und Sprechen anwendet. Man muss sich beim Lesen dieses Textes (jedes beliebigen Textes) einfach nur ein paar Dinge vor Augen halten. Oder wohl eher: vors geistige Auge führen.

Man liest einen Text. Da sind zunächst die Worte – einzelne Einheiten, die mehr oder weniger Bedeutungen tragen. Deren Bedeutungen mehr oder weniger ein- oder eben auch vieldeutig sein können. Diese Worte sind zu Sätzen gruppiert, d.h. die Bedeutungen der einzelnen Worte werden in Beziehungen zueinander gesetzt. Was die Vieldeutigkeit verstärken oder herabsetzen kann. Was einen Gedanken für den einen perfekt auszudrücken vermag, löst bei einem anderen womöglich Unverständnis aus und ein dritter stößt auf eine weitere Bedeutungsebene, die zwar von niemand bewusst intendiert, aber doch tatsächlich in dem Satz enthalten ist.

Bei der Darstellung außersprachlicher, vermeintlich realer Vorgänge – wie etwa dem Vergleich des warmen Duschwassers mit einem tropischen Regenfall, der Körper und Geist erfrischt – liegt es näher zu begreifen, dass diese stets ein Stück weit metaphorisch ist. Das Gefühl von tropischem Regen auf der Haut ist nicht nur verschieden von dem in der Dusche; die Worte, mit denen man dies ausdrückt, sind etwas ganz anderes als die Dinge, die Ereignisse, die Empfindungen, um die es geht. Beim Denken jedoch verwechseln wir gerne die Worte und Sätze, die wir wählen, um diese Gedanken auszudrücken, mit dem Gedanken oder gar dem Denken selbst.
Das ist ungefähr so paradox wie Eschers Hände, die einander zeichnen, während sie selbst gezeichnet werden.

Und das wiederum würde ich als mind-boggling bezeichnen. Im Deutschen habe ich jedenfalls noch kein Wort gefunden, dass diese besondere Qualität geistiger (Selbst)Verwirrung so treffend beschreibt. Mind-boggling.

Wenn ich mir das Wort auf der Zunge zergehen lasse, löst es für einen Augenblick die Verwirrung, die es bezeichnet, in einem puren Lächeln auf.

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