Nicht ohne Grund gehören Die Präsidentinnen zu Werner Schwabs „Fäkaliendramen“, ist es doch des Mariedls liebst Beschäftigung, Verstopfungen im Abort mit der Hand zu beseitigen – „Das Mariedl macht’s auch ohne!“ lautet der Schlachtruf. Die Essener Inszenierung von Jasper Brandis macht’s allerdings jetzt nicht mehr, denn gestern Abend war die letzte Vorstellung. Was wirklich schade ist … …vor allem für all jene, die es nicht geschafft haben, in der nur allzu kurzen Laufzeit des Stücks einen der 60 Plätze in der Box zu ergattern. Denn Mariedl (Bettina Schmidt), Grete (Ines Krug) und Erna (Ingrid Domann) beim gegenseitigen Zerfleischen zu zuhören und zu zusehen, das hatte was. Vermutlich ziemlich genau das, was sich Werner Schwab beim Schreiben dachte: Kleinstbürgerliche Kleingeisterei, geistige Armut, die niemand irgendwas gönnt, die engstirnigste Art von Katholizismus plus Selbstgerechtigkeit – und das alles in einer Sprache, die zugleich dem (dümmsten Teil des) Volk(s) vom Maul abgeschaut und auf das künstlichste, gekonnteste verschraubt, verdreht zur expressiven Kunstsprache verdrechselt ist. Was, wenn ich mir meine Sätze samt Wortwahl hier anschaue, offenbar auch noch ansteckend ist.
Aber, wie gesagt, davor muss sich jetzt niemand mehr fürchten, denn diese Inszenierung hat nun leider abgespielt.