Entzücken

Was galt einst nicht alles als entzückend – das Näschen eines Mädchens, ein kecker Hut, ein braves Kind, ein hübsches Gewand. Und gab es nicht auch eine Zeit, in der „ich bin entzückt“ eine Art emotionale Steigerung von „ja, gerne“ oder auch „erfreut Sie zu sehen“ war? Heute dagegen braucht es alte Tanten fürs Entzücken oder gleich die Verzückung als religiös genehme Form der Ekstase. Schade. Aber vielleicht schlägt im graduellen Aussterben dieser Worte ihr Ursprung durch? Nicht nur, dass das Mittelhochdeutsche en(t)zücken in der Sprache der Mystik entrücken, ein außer sich geraten der Seele meinte. Nein, eigentlich bedeutete es: eilig wegnehmen, rauben.

Und nun raubt die Zeit bzw. die Moden der Sprache dieses Wort. Dabei wäre es doch schön, wenn wir alle viel häufiger entzückt wären. 😉

P.S.: Womit auch klar wäre, hoffe ich, was ich unter der Kategorie Wörtersalat verstehe … irgendwo müssen sie ja alle hin, die armen, schon fast vergessenen Begriffe wie etwa das kaum mehr gebräuchliche „fernmündlich“. Was merkwürdig ist, denn es mag ja noch sein, dass man heutzutage nicht mehr so häufig entzückt ist wie einst, aber wo doch alle ständig am Handy bzw. am Smartphone hängen, müsste fernmündlich doch in aller Munde sein …

P.P.S.: Ich bin übrigens entzückt, dass mir der Holundersirup gelungen ist. 🙂

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