Ein schmales Buch, das sprachlich nicht immer brillant oder süffig, dafür inhaltlich interessant und recht gedankenanregend ist – für Geisteswissenschaftler, Kriminologen und andere Menschen: Profiling. Im Fluss der Zeichen von Oliver Bidlo. Und das Beste ist: Es geht nicht nur oder gar vordergründig um die mir in der Fiktion so dermaßen verhasste Spezies der Serienkiller ….!
Vielmehr geht es um die Vorstellung, dass wir alle – alle Menschen, immerzu – ständig Spuren im Sinne von Zeichen, die eine zu entschlüssenden Bedeutung tragen, hinterlassen. Und dass wir umgekehrt permanent damit beschäftigt sind, die Spuren und Zeichen der anderen um uns herum zu deuten.
Der Mensch als Zeichen-Wesen, das immer und überall kommuniziert, Bedeutung erzeugt, verweist, vernetzt und liest. Die Verbrechensspur als Sonderfall des Alltags einerseits, auf die andererseits die althergebrachte und noch stets neugedachte Methode der Hermeneutik angewendet wird, um Verstehen zu lernen.
Gut, ob ich tatsächlich „glaube“, dass im Sinne der objektiven Hermeneutik tatsächlich alles „vertextet“ werden kann – also jedes Ereignis, alles, was in der Realität vorkommt, zum Text gemacht werden um dann als solcher der (hermeneutischen) Deutung zugänglich zu sein, sei dahingestellt. Allein als Filmwissenschaftlerin merkt man schnell, dass Außertextliches nicht mal eben und schon gar nicht vollständig in sprachlichen Text verwandelt werden kann. Und als Autorin ist das ja genau der Reiz, die Spannung und auch die Krux an meinem Beruf, meiner Kunst: Worte zu finden, Text zu schaffen, der Aspekte der Welt außerhalb der Sprache wie innerhalb meines Schädels so vermitteln hilft, dass andere mit mir auf die Reise gehen mögen …
Dennoch, ein lohnenswertes Buch, gerade, wenn man eine knappe Einführung nicht nur in die Hermeneutik, sondern auch ins Profiling bzw. die Operative Fallanalyse, wie es in Deutschland heißt, sucht, die ganz ohne blutige Details auskommt.