Wiederholungstäter

The Burning Wire von Jeffery Deaver war genauso wenig mein erster Roman dieses Autors wie Django Unchained mein erster Quentin Tarantino. Beide Künstler sind obendrein auf ihre Art Wiederholungstäter: Deaver hat nicht nur eine ganze Reihe Thriller mit Lincoln Rhyme als Hauptfigur geschrieben, dieser ist auch (mindestens) der zweite, in dem der Profikiller „The Watchmaker“ sein Unwesen treibt. Und Tarantino ist nun mal ein Kinojunkie, schier bessessen von populären bis trashigen Genrefilmen insbesondere der 70er Jahre …

Mit Django Unchained hat es diesmal den (Italo)Western erwischt. Und so nett die artifizielle Kopfgeldjagd mit Christoph Waltz, Jamie Foxx, Leonardo DiCaprio und anderen Hollywoodgrößen anzuschauen, so viele Auszeichnungen das Ding eingeheimst hat – es ist nichts wirklich Neues. Und es ist schon gar nicht besser oder auch nur vielversprechender als andere Werke Tarantinos. Er kommt mir mehr und mehr vor wie ein großer Junge vor, der wieder und wieder mit demselben Spielzeug spielt. Was bei Reservoir Dogs nach einem großen, außergewöhnlichen Talent roch, wo bei Pulp Fiction die Form mindestens so spannend wie die Action war, was selbst bei Jackie Brown noch viel versprach, hat sich für mich inzwischen tot- oder doch leergelaufen. Und weil es beim Film inzwischen ja genauso aussieht wie in der Literatur – man kann nicht nur nicht alles sehen, was man sehen wollte, es bleibt aufgrund der beschränkten Lebenszeit ohnehin bei einem schon fast zufälligen Ausschnitt – werde ich den nächsten Tarantino höchstens noch im Free-TV sehen, wenn ich denn unbedingt vor die Glotze will und es nichts besseres gibt.

Tja, und wie schaut’s mit meiner Rückfallgefährdung in Sachen Deaver aus? Handwerklich wie immer gut gemacht, kommt bei The Burning Wire mit Elektrizität als Tatwaffe ein spannender und ungewöhnlicher Inhalt hinzu. Das versüßt Bahnfahrten und andere Lesegelegenheiten, und da ich noch das eine oder andere Werk dieses Autors auf meinem „ungelesen“-Staple liegen habe, werd ich noch mehr von ihm lesen. Gemein gesagt hat er gegenüber Tarantino einen Vorteil: Er hat bei mir nie die Erwartung auf außergewöhnliche Meisterwerke samt formalen Experimenten geweckt … aber so ist das eben im Leben wie in der Kunst. Man isst ja auch mehr Graubrot als Sahnetörtchen. 😉

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