… ist ein Zitat aus Anne Leppers Stück Käthe Herrmann, das ich mir am letzten Wochenende in Wuppertal zu Gemüte führte. Und das nach dem Schock, den der wirklich elende Zustand des Schauspielhauses Wuppertal in mir als Ortsfremder auslöste – von außen sieht es wie wie eine von Anfang an verhasste und deshalb heruntergekommene Gesamtschule aus den spätern 60ern aus; die Büros dürfen wohl wegen Brandgefahr und die große Bühne nebst Foyer aus Gründen der Baufälligkeit nicht mehr betreten werden. Also spielen sie in der Unterbühne, einem düsteren, bunkerartigen Ort (auf sowas stehen ja Jungdramaturgen und -regisseure sonst sehr, hier scheint’s die letzte bespielbare Chance zu sein) ohne nennenswerte Belüftung und mit nur höchst eingeschränkten Beleuchtungsmöglichkeiten.
Aber nicht allein wegen dieser Äußerlichkeiten drängt sich das Zitat aus dem Stück förmlich auf. Umsiedlung wegen Braunkohletagebau droht Mutter Käthe (Sophie Basse) und ihren beiden Kindern, dem Krüppel Martin (Lutz Wessel) und seiner Schwester Irmi (Anne-Catherine Studer), die ihr eigenes Kind aussetzte und nun hin und her gerissen ist: Bleiben, sich festkrallen an der Wohnung, wie die Mutter es will, damit „der Junge“ sie hier findet oder doch endlich rausgehen in die Welt?
Allein, weder dieser Konflikt noch die Figuren an sich scheinen irgendwen – sei’s die Autorin, sei’s Regisseur Jakob Fedler – wirklich zu interessieren. Das Ganze wird noch überkleistert mit deutscher Geschichte (Nazizeit, was sonst – ist ja egal, ob’s von der dank wieder und wieder erwähnten Kanzlerin als Jetztzeitmarkierung kaum zeitlich-biographisch hinkommen kann) und Kunstgeschwurbel (die Mutter war Tänzerin, bevor die Kinder kamen und die Karriere beendeten). Was auch nicht weiterhilft. 80 Minuten lang sieht man drei Schauspielern zu, die in einer hingworfenen Masse schwarzen Molltons vor sich hin schwadronieren. Und wenn gar nichts mehr hilft, singen sie halt eine Runde a capella.
Was soll der Mist? Wer will hier wem was sagen? Will überhaupt irgendwer irgendwas? Kaum vorstellbar, dass in diesem maroden Haus und mit dieser seltsamen Haltung noch eine weitere Spielzeit absolviert wird, bevor in der Bundesallee der letzte Vorhang fällt und ein neuer Intendant an neuem Ort hoffentlich was neues, anderes macht.
Umsiedlung muss ja in dem Fall vielleicht keinen Gegensatz zur Kunst darstellen …