Tödliche Schlagzeilen heißt die deutsche Übersetzung von Michael Collins‚ The Keepers of Truth, das im Original im Jahr 2000 erschien, jedoch aus irgendeinem Grund in den späten 1970ern, irgendwo im Niedergang der kleinen und mittleren Industriestädte, knapp vor Beginn von Reagan-Ära und Thatcherismus angesiedelt ist.
Warum das so ist, habe ich nicht verstanden – wie vieles andere an diesem Buch auch. Streckenweise ist es sprachlich brillant, dann wieder dröge bis zum Abwinken. Manchmal sprudelt die wilde Fabulierlust nur so (immerhin, der Autor ist gebürtiger Ire, könnte man einem gewisses Stereotyp folgend feststellen), dann wieder passiert nichts, was des Erzählens wert wäre, wird dafür aber mit um so mehr Worten geschildert.
Teils geht es um einen Kriminalfall. Dann wieder ist die Frage, wer hat Lawton senior umgebracht und zerstückelt, so nebensächlich wie nur was. Geklärt wird sie ohnehin nicht. An sich könnte der Ich-Erzähler selbst in all seiner Verrücktheit und angesichts der verschiedenen Formen von Wahnsinn in seiner Familie (oder eher, seiner männlichen Vorfahren) ausreichend Stoff liefern – doch dummerweise verirrte ich mich als Leserin darin oftmals und wusste dann gar nicht mehr, blätter ich nun weiter, lese ich nun quer, weil es mich langweilt oder mich nervt oder weil mich etwas an der Geschichte aus ihr rausstieß und ich bloß noch einem geeigneten Wiedereinstieg suchte?
Nun denn. Falls hier jemand mitliest, der dieses Buch gelesen hat – mich würden dazu andere Einschätzungen, Wahrnehmungen, Lesarten ausgesprochen interessieren!