Bücher können durchaus etwas von guten Freunden haben. Doch zu was macht das die Menschen, die einen mit diesen bekannt machen? Und was wären Geschwister in diesem Kontext? Um ersteres geht es in Das Labyrinth der Wörter von Marie-Sabine Roger. Vier Geschwister stehen dagegen im Zentrum von Anna Gavaldas Ein geschenkter Tag.
Um es gleich vorweg zu sagen: Ich werde mir die Verfilmung von Rogers Buch sicher nicht ansehen. Ich fand den Roman über einen Volltrottel, der von einer alten, gebildeten Dame ans Lesen gebracht wird und damit zugleich zur Reflexion über sich selbst, die Welt und das Dasein an sich kommt, schon gelegentlich jenseits der Grenze von Klischee und Kitsch. Vermutlich eine Minderheitenmeinung, sonst wäre es kein Bestseller geworden und auch auf die Verfilmung mit Gérard Dépaedieu hätte man sicher verzichtet. Mir kam das Buch schon ‚zu französisch‘ vor – zu bemüht, intelligent-unterhaltend und dabei zugleich leicht wie profund zu sein. Ein Unding, vor allem, wenn es so wortreich wie handlungsarm daher kommt.
Viel besser gelungen scheint mir die Mischung von Anna Gavaladas kurzem Roman über einen Tag, den sich vier erwachsene Geschwister schenken, in dem sie ihn sich einfach nehmen. Sie brechen aus, pfeifen auf die langweilige Hochzeit einer Cousine und die blasierten Verwandten, und leben statt dessen noch einen Tag Kindheit.
Das ist zwar auch manchmal ein bisschen drüber, aber zugleich doch sehr lebendig und sehr liebenswert, selbst wenn es ungemein französisch (Paris! das Land! Die Provinz! Die Pariserinnen!) daher kommt. Eine wunderbar kurzweilige Urlaubslektüre für zwischendurch.