"Hoffentlich wird das nicht zu grausam", sagten die beiden alten Damen, die in der Premiere von Tamsin Oglesbys Richtig alt, so 45 am gestrigen Sonntagabend im Grillo-Theater neben mir saßen. Und als gut zwei Stunden später der Vorhang fiel, fragten die eine die andere, "Ist es aus?" Was beides auf eine Art gut passt zu dem britischen Stück, das in der nahen Zukunft spielt und die Problematik der alternden Gesellschaft auf die schwarzhumorig-böse Spitze treibt.
Oder vielmehr, zu treiben versucht. Zwei Ebenen laufen erst parallel- und dann schließlich ineinander: Die Geschichte der alten Geschwister Lyn (Claudia Amm), Alice (Ingrid Domann) und Robbie (Claus Dieter Clausnitzer) und die der ‚Arche‘. Hier kommen die Alten hin, die nicht mehr allein zurecht kommen und auch keine ausreichende Zahl von echten oder zugewiesenen (von wegen besserer Betreuung Jugendlicher angesichts zunehmend mehrfach arbeitender oder gleich alleinerziehender Eltern) Enkeln nachweisen können. Doch die Arche ist nicht einfach ein Seniorenheim/Geronto-Hospital, sondern eine medizinische Versuchseinrichtung, in der im Fall des Falles hübsche bunte Pillen für ein verschöntes, vorzeitiges Ende sorgen. Und genau hier landet die zunehmend an Demenz leidende Lyn genau wie ihre Schwester, die nach einem Sturz in der Arche gleich ihr Bein verliert … ja, nicht einmal der auf ewige Jugend abonnierte Robbie entkommt seinem Schicksal.
Das könnte schräg und pointiert sein, aber das löst sich in Essen leider nur zum Teil ein. Schwer zu sagen, wo Regisseur Jens Pesel zu zögerlich war und wo womöglich die Übersetzung versagte (ein party animal ist kein Feierbiest …) oder wo die mangelnde Ausdruckskraft der Schauspieler dem bösen Spiel in die Quere kommt. Schade, da wäre eindeutig mehr möglich gewesen.
Ist es aus?
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