Ach ja. Immer diese Serienkiller, die immer mehr Seiten zwischen immer mehr Buchdeckeln füllen. Und als ob die nicht schon allein nervtötend und unglaubwürdig genug wären, nein, es muss auch noch immer blutiger, ekliger, grausamer werden. So läuft’s auch bei Blake Crouchs Debüt Desert Places, das ich nur aus zwei Gründen las:
Erstens mag ich das gleichnamige Gedicht von Robert Frost und die Wüste obendrein. Zweitens stand vorne drin der Name einer guten Freundin, deren literarischen Geschmack ich sonst respektiere. Und wenn wir einander Bücher leihen, bedeutet der Name vorne drin "bitte zurückschicken. Das Buch will ich aufheben."
Nun denn. Ich würde dieses Buch nicht aufheben, sondern dem Altpapier zuführen. Thrillerautor wird von bösem, serienkillenden Zwillingsbruder zunächst zum Mord gezwungen, um später freiwillig weiter zu morden. Dass der eine seinen Opfern das Herz bei lebendigem Leibe rausschneidet, der andere Schusswaffen (von wegen, das ist humaner, er rettet sie vor dem Leid, das der Bruder sonst …) vorzieht, ist Geschmackssache und ohne jeden Belang.
Wer eine perfide Erpressung lesen möchte, wer wirklich in die Abgründe eines Mörders schauen will, dem sei Thomas Glavinics Der Kameramörder empfohlen. Wer auf die Mechanik des Grauens steht, ist womöglich bei de Sade besser bedient (den ich auch schon grauenhaft langweilig fand) oder sollte sich Surrealisten wie Bunuel oder Artaud (die alles andere als langweilig sind …) zuwenden.
Immer mehr Leichen auf Papier mit immer mehr blutigen Worten und ekligen Sprachdetails, nein, wirklich, das braucht kein Mensch. Und eine Ich-Perspektive, die es nicht vermag, den Ich-Erzähler spürbar werden zu lassen, ja, die am Ende sogar noch einen kurzen Ausflug in einen noch kurz überlebenden personalen Erzähler für einen billigen Minithrill macht, also – bitte, was soll das? Da les ich dann doch lieber Lyrik. Oder nehm ein Fußbad, während ich "Dschungelcamp" anschaue …
Blutige Langeweile
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