Schwer zu sagen, ob es das simultane Spiel von Flügel und Keyboard oder doch die Stimme ist, was Tori Amos‚ Einzigartigkeit ausmacht, zumal ihr musikalischer Stil an sich alles andere als gewöhnlich ist. Was ich bei allem Musikgenuss jedoch nicht beim gestrigen Konzert in der Essener Philharmonie gebraucht hätte, war das Kitschlicht.
LED-Technik ist schön, wenn man Strom sparen möchte. Und man kann mit den entsprechenden Geräten (die nicht umsonst Wackelärsche genannt werden …) dank Programmierbarkeit obendrein noch Beleuchter einsparen. Blöderweise kann man damit aber auch jede Menge Kitschkram machen – übervolle Sternenhimmel in allen unnatürlichen Farben, Lichtspielerein mit Gobos (Graphical Object Black Out oder, schlichter, laienhafter "bewegliche Schablonen", die Schattenspiele herbeizaubern) und Zuschauerblendereien aller Art. Mag ja alles Sinn machen, wenn man vom Geschehen auf der Bühne ablenken will – warum aber tut eine Ausnahmemusikerin wie Tori Amos das sich und ihrem Publikum an?
Okay, das habe ich mich auch gefragt, als nach einer mageren halben Stunde VorSolist erstmal über eine halbe Stunde sinnfreier Bühnenumbau dran war, bevor endlich Tori Amos nebst Streichquartett auf die Bühne kam.
Immerhin, was danach geboten wurde, war zwar nicht die musikalische Neuerfindung als klassische Musikerin, die ich nach diversen TV-Interviews zur aktuellen CD "Night of Hunters" erwartet hatte, aber das tat der Sache wahrlich keinen Abbruch. Nichts gegen ein Best-Of-Potpourri mit gelungenen (Wunsch)Coverversionen von Kolleginnen und Kollegen. Ganz bestimmt nicht. Erst recht nicht an einem Ort mit einer so grandiosen Akkustik.
Das mitzuerleben war ein Geschenk.
Auf die Erkenntnis, dass die ausverkaufte Philharmonie in dieser Bestuhlung schon an mein Problem mit Menschenmassen rühren kann, hätte ich zwar verzichten können, aber das ließ sich auf den Randplätzen aushalten. Die hatten eh den Vorteil, dass man nicht ständig Schließern Platz machen musste wie in den langen Mittelreihen, wo immer wieder wer nicht freiwillig kapieren wollte, dass Filmen im Konzert unerwünscht ist.
Schließer als Schäferhunde … merkwürdiger Job. Aber dafür kommen sie kostenlos, nein, sogar bezahlt, zu allem möglichen Musikgenuss.
Und ich schau mal, was letztendlich bleiben wird von diesem Konzertabend: Die Augenschmerzen vom Kitschlicht oder der Hörgenuss der Musik … ;-I
Great Voice, Bad Light
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