„Psychische, körperliche und soziale Folgen sexueller Gewalt – Was brauchen die Überlebenden?“- darum ging’s im heutigen Vortrag von Michaela Huber, der zugleich so etwas wie die Feier des 20. Jubiläums von Wildwasser Duisburg war. Und weil Michaela Huber einerseits ja eine der Koryphäen der Traumafolgenforschung und vor allem in Sachen von Dissoziation, MPS/DIS & Therapie ist, ich/wir jedoch im Detail oftmals konträre Ansichtenm vertreten, haben wir uns die Gelegenheit zur „Live-Betrachtung“ nicht entgehen lassen können.
Wobei – Betrachung, das ist schon mal ein gutes Stichwort: Es war ein lehrreicher Genuss, den Vortrag nicht nur zu hören, sondern zugleich seine simultane Übersetzung in DGS zu sehen – also erst einmal ein dickes Dankeschön an Savina Tilmann, ihres Zeichens Dolmetscherin und Therapeutin.
Bewundern muss man auch Michaela Hubers großes Fachwissen und vor allem ihre Fähigkeiten als (frei) Vortragende. Zugleich spontan und strukturiert zu sprechen, in der Lage zu sein, sich veränderten Zeitplänen gewissermaßen im Handumdrehen anzupassen, das kann sicher nicht jeder. Und, zugegeben, nicht vielen Psychologinnen/Therapeutinnen mit feministischem Hintergrund hätten wir so gut und so ruhig zuhören können. Denn so wertvoll und wichtig feministische Ansätze sind, in unseren Augen, aus multipler und von daher ja sozusagen naturgemäß nicht auf eine einzige Geschlechterrrolle festgelegter Sicht (ähm, warum sollte man sich überhaupt als lebendes Wesen auf eine Rolle festlegen? Aber das ist eine andere Frage, die zumindest an dieser Stelle zu weit führen würde) machen sie oftmals nur begrenzt Sinn.
Vieles in dem Vortrag war bekannt, aber das meiste habe zumindest ich selten so gut auf den Punkt gebracht präsentiert bekommen. Und so werde ich jetzt sicher nicht Stammbesucherin von (feministischen oder anderen) Fachvorträgen, aber das mit dem Mentalisieren, das wird hängen bleiben.
Von der sogenannten „Bildschirmtechnik“ – sich ein belastendes oder gar traumatisches Ereignis wie auf einem inneren Monitor anzuschauen, wo man es an- und ausschalten, vor- und zurückspulen, etc. kann – haben vermutlich die meisten Menschen, die sich so oder so mit Traumtherapie befassen, schon gehört. Aber das zum „Mentalisieren“ zu nutzen, um sich immer wieder zu fragen, wie ging es mir an der Stelle, was habe ich da gefühlt, um so auch herauszufinden, wo kippte eine vielleicht an sich erstmal schöne Situation ins Gegenteil (siehe z.B. Beziehungen mit „stinknormalen“ oder auch (ehemals) gewalttätigen Familienmitgliedern im Jetzt), das scheint neu. Und, da hat unsere wunderbare Begleitung sicher recht, es macht einen Unterschied, ob es einen Namen, einen Begriff für eine Technik oder eine Methode gibt oder eben nicht. Sind wir also gespannt, ob in zehn Jahren das Mentalisieren zur Ausbildung von Beratern & Therapeuten gehören wird. 😉
P.S.: Naheliegend, dass ein Vortrag zum Thema Trauma & Folgen noch viel mehr anstößt. Aber das alles hier aufzudröseln, wäre doch etwas viel verlangt. Dazu also vielleicht ein ander Mal, wenn’s alles etwas gesackt ist …