Mit dem Kopf vor die Wand …

Was ein Glück, dass ich heute "nur" an bestehenden Texten herumbastelte und mich überhaupt mit jeder Menge Klein- und Detailkram beschäftigte.Hätte ich ausgerechnet heute den Wiedereinstieg ins Manuskript meines neuen Romans versucht und geschafft, ich wäre geschafft. Alle naslang stürzte mein OpenOffice ab – ob ich nun speichern oder ein Dokument laden wollte – wieder und wieder und wieder. Wirklich, wäre es um mehr gegangen als um relativ leicht rekonstruierbare Details, hätte ich entweder meinen neuen Rechner aus dem Fenster geworfen oder mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen. Wobei – das ist ein gutes Stichwort: Kennt hier jemand Marlen Haushofers Roman Die Wand?

Ich bin nicht mal sicher, ob Roman die angemessene Bezeichnung für diese kleine, d.h. dünne, aber ziemlich sperrige Buch ist.
Marlen Haushofer wagt ein literarisches Gedankenspiel: Eine Frau ohne Namen erwacht eines Morgens in einer Berghütte und stellt fest, eine gläserne Wand trennt sie vom leblosen Rest der Welt. Ein paar Tiere, Vorräte und Werkzeuge sind ihr geblieben, und statt sich den Bach zum Vorbild zu nehmen und sich wie er unter der Wand in die Freiheit durchzugraben, bleibt sie.
Viel geschieht nicht in dieser radikalen Zurückzurnaturgeschichte. Es gibt dank dem Auftauchen der Wand einen unvermittelten, unerklärlichen Anfang und die Wende am Schluss, die sie zwei ihrer tierischen Gefährten kostet, bleibt genauso unvermutet, unverbunden und unerklärt. Dazwischen lernt die Frau zu überleben. Da sie das allein tut, bleiben ihr nur Selbstgespräche bzw. der Bericht, ihre Aufzeichnungen, als die der Roman daher kommt.
Das hat durchaus etwas, das nimmt auch gefangen. Und doch fiel ich beim Lesen immer wieder raus – es gibt halt keine Handlung im konventionellen Sinn, nicht wirklich einen Anfang, eine Mitte und ein Ende, wie es sich für eine "ordentliche Erzählung" gehört und einen Spannungsbogen sucht man erst recht vergebens. Ebenfalls nicht auffindbar sind Kapitel oder anderen Formen der Strukturierung, die das Lesen erleichtern würden.
Man ist ganz auf die eigentümliche Situation der Frau und ihre teils doch brüchige bzw. immer brüchiger werdende Erzählstimme zurückgeworfen. Aber so interessant das Gedankenspiel ist, so wenig gut tut es der literarischen Qualität der Sprache … ich glaube nicht, dass ich je einen belletristischen Text las, der so viele "und dann"s enthielt.
Marlen Haushofer muss eine eigenartige Person gewesen sein. Sie starb nur 50jährige bereits 1970 und angeblich wurde sie in den 90er Jahren literarisch wiederentdeckt. Das vermag ich nicht zu beurteilen; ohne meine Nachbarin, die mir dieses Buch lieh, wäre ich wohl nie über ihren Namen gestolpert.
Ich glaube auch nicht, dass ich mehr von ihr lesen möchte (aber man weiß ja nie). Und doch bin ich froh, dieses Buch nun gelesen zu haben.

Jetzt fehlt mir eigentlich nur noch die Idee, wie man den Fehler im Zusammenspiel zwischen Windows 7 und OpenOffice bereinigt, der mich heute so elendsviel Nerven kostete … aber das ist eine ganz andere Geschichte und mit Sicherheit keine von wie auch immer gearteter, literarischer Qualität. 😉

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