Von Agatha bis Zoe

Endlich. Endlich hat mir mal wer erklärt, warum ich ewig diese elenden Probleme mit der Kriminalliteratur hatte und teils noch habe: Agatha Christie ist schuld. Und Zoe Beck hat’s erklärt. Schade nur, dass das entsprechende Zeit-Spezial (ja, ich weiß auch, das ist schon letzte Woche erschienen, aber ich hab grad auch so genug Krimis zu lesen ;-)) nicht online ist …

… allein wegen der hübschen Formel "Christie = Krimi". Genau, das hab ich auch mal gedacht – dass Kriminalliteratur dieses Rätselzeugs à la Agathe wäre. Später erweiterte sich mein Missverständnis noch um Hammet, Chandler & co., die in der Übersetzung mir allesamt als pseudocoole Kerle erschienen, die keine intelligente Frau braucht (sorry. cool sein kann ich selber. und das besser. *basta*). Mag ja sein, dass das für die Entwicklung des Genres wie wohl der Literatur an sich bedeutend war und natürlich ist die Sprache der "hartgekochten Jungs" (hartgesotten sagt doch heut kein Mensch mehr ;-)) im Original schon nicht ohne. Dennoch – meinen Anforderungen an Literatur wurde weder die eine noch die anderen gerecht. Christie ist auf allen Ebenen banal (heißer Dank an Zoe Beck fürs Aussprechen dieser Wahrheit) und bei den Hartgesottenen nebst heutiger Gefolgschaft dachte ich stets "Junge, deine Probleme hätt ich gern …".
Dass Kriminalliteratur etwas ganz anderes (gut, auch etwas verflucht schwer zu fassendes) sein kann, dass es weder um Rätsel noch um Coolness, sondern es um viel mehr und dabei sowohl um Realität/Realismus als auch um Literatur/Kunst gehen kann, wurde mir erst viel später klar. Das war an Jochen Vogts Lehrstuhl, wo ich irgendwann auch mal mitreden wollte, wenn sich alle in der Pause über diesen Hillermann oder jenen Francis unterhielten oder drüber stritten, was von Sjöwall&Wahlöö nun der realistischste, härteste Band sei etc.
Seit dem schreibe ich nicht nur auch Krimis (damals waren es noch Drehbücher), ich les sie auch (aber nicht nur. Das wär wie jeden Tag Mousse au Chocolat. Oder nur Steak. Immer Bier. Eben langweilig).
Und nun begreif ich überdies, warum es so nervig sein kann, wenn man mal wieder als Kriminalschriftsteller bezeichnet wird – weil Christies ungeheure Verkaufszahlen dafür sorgen, dass nach wie vor viel zu viele Menschen glauben, wer Krimis schreibt, bastelt Rätsel zusammen …
Tja. Und was lern ich draus? Schade für mich, dass ich vermutlich nie an die Bestsellerzahlen der Queen of Crime Agatha C. herankommen werde. Schade für Sie, wenn Sie glauben, wo Krimi(nalroman) drauf steht, ist nur "C-Literatur" drin …

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