Lesefest

Ich bin kein Weihnachtsmensch. Ich mag zwar Weihnachtsbäume, die Kinder lieben – bunt, strahlend, gut riechend, aber Weihnachtslieder und alles andere, sei’s Kirche oder Konsum, Geselligkeit oder Besinnung, brauch ich nicht. Es sei denn, wir reden über Bücher unterm Weihnachtsbaum … denn in den Lieblingsweihnachtserinnerungen meiner Kindheit schleich ich morgens zum Baum, um mich drunter zu legen und zu lesen.

Beim ersten Mal, so meine ich mich erinnern zu können, war’s Der Räuber Hotzenplotz. Hesse und Miller (sowohl Arthur als auch Henry) folgten, als ich Teenager war. Danach muss es eine regelrechte "Hochliteraturwelle" zu Studienzeiten gegeben haben – ich wollte doch alle Bücher auf den Leselisten meiner Fächer lesen und am liebsten besitzen, aber sofern ein Klassiker nicht bei Reclam zu haben ist, wird er oft unerschwinglich teuer und damit zwangsweise zum Gegenstand nicht nur weihnachtlicher Wunschlisten. Mitte der Neunziger entdeckte ich Andrew Vachss, und die nächsten zehn Jahre wäre Weihnachten ohne sein jeweils neuestes Buch undenkbar gewesen.
Gut, manches Mal musste ich nachhelfen. An sich sollte man doch denken, dass aller Welt klar ist, Autoren brauchen Bücher – und das erst recht an Feier- wie Geburtstagen. Doch aufgrund einer nichtrepräsentativen Umfrage unter befreundeten Kollegen weiß ich, nicht nur in meiner Familie herrscht an dieser Stelle eine gar merkwürdige Nachlässig- oder auch Vergesslichkeit. Einige Jahre lang bekam ich Charlotte McLeods köstliche Ostküstenkrimis von meiner Schwester – doch als ich die komplette Reihe hatte, war’s aus damit … 🙁
In diesem Jahr könnte man einwenden, ich hätte doch wirklich genug Bücher auf dem Stapel neben meinem Bett liegen, so dass selbst mir klar sein sollte, es ist höchst unwahrscheinlich, dass mein Albtraum wahr wird, genau dort könne eines Morgens spontane Leere herrschen (womöglich noch an einem Feiertag!). Aber darum geht es doch gar nicht. Man mag das während eines Umzugs anders sehen, doch man kann gar nicht zu viele Bücher haben (das Zuviel lässt sich ja auch leicht weitergeben …).
Immerhin, wunderbarerweise hat Jörg, mein langjähriger Co-Autor für Film und Bühne, mir seinen Lieblingsautor geschenkt: Martin Suters Der letzte Weynfeldt wird mithin das nächste Buch, das ich lese und ich freu mich schon jetzt drauf.

Bleibt nur noch meine letzte Lektüre zu ergänzen: Endlich habe ich die Bildungslücke geschlossen und Klaus Manns Mephisto gelesen. Bevor ich mehr darüber sagen kann,  muss ich noch eine Weile nachdenken … weniger über den historischen Inhalt, als über seine Zeitzeugenschaft und den Schreibstil, bei dem ich nicht weiß, wie ich den eigentlich empfinde. Nichts weiter sagen möchte ich zu Frauenschwimmen von Uli Aechtner und Belinda Vogts. Wer komische Krimis mag, wird es vorgelesen lieben – selbst ich, die ich wahrlich kein Fan dieses "Subgenres" bin, habe mich köstlich in Wiesbaden beim Zuhören amüsiert -, das scheint sicher. Doch beim Selberlesen fand ich es enttäuschend fad, der zufälligen Lösung eines mäßig interessanten Mordfalles beizuwohnen. Schade. Aber vielleicht hab ich auch zuviel erwartet?

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5 Antworten zu Lesefest

  1. Jennifer sagt:

    Ich kann dir nachfühlen, hab heuer kein einziges Buch bekommen. Nachsatz meiner Eltern: „Du hast doch schon so viele.“ Häh? Wie jetzt? Bei 80 000 Neuerscheinungen im Jahr kann ich gar nicht alles haben *G* Von meiner Schwester bekam ich mit dem NAchsatz: „Das brauchst du wirklich dringend“ eine Webcam. Meine „Freude“ kann man sich vorstellen. Um den Preis hätte ich drei Bücher bekommen, gebunden, mit Lesebändchen. Webcam brauch ich hingegen nicht. Und will ich auch nicht. Aber Bücherlisten habe ich extra verteilt und wurden ignoriert. ;-(
    „Geh lieber mal zum Frisör oder kauf dir neue Klamotten“ sprechen die Gutscheine, die ich wohl weiter schenken werde.

  2. mischa sagt:

    du ärmste 🙁 ich hatte dieses jahr am ende dann doch mehr glück und bekam immerhin eine „schreinerhand“ voll bücher geschenkt .. wobei, wenn ich das kunstbuch, die rizzi-retrospektive zähle, wär’s sogar die hand eines begabten tischlers 😉

  3. Britt sagt:

    Ich hab auch kein einziges Buch bekommen, dafür hab ich mir, sozusagen als „Selbstweihnachtsgeschenk“ ein paar bei Amazon bestellt und ein paar ausgeliehen, schließlich ist ein Neujahrsurlaub ohne Bücher nicht denkbar, auch wenn das hier niemand richtig nachvollziehen kann, denn die Regalkapazitäten werden tatsächlich knapp.

    @jennifer: Webcam? Jetzt, wo du das Ding schon mal hast, wollen wir aber bei facebook ein paar Live-Videos sehen. Vielleicht können wir Mischa damit breitschlagen, sich doch noch anzumelden. ;-))

  4. mischa sagt:

    rotfl ich glaub, ne webcam wär so ziemlich das allerletzte, mit dem man mich wohin auch immer (außer ganz weit weg wo ganz andershin, wo’s kein internet, am besten nicht mal telefon oder auch nur satellitenempfang gibt) locken könnte 😉

  5. Britt sagt:

    Na ja, der Versuch war’s wert! ;-))

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