Es gibt Menschen, deren Anziehungskraft ist durch nichts zu erklären – sie sind weder besonders freundlich noch gut aussehend noch scheinen sie’s drauf anzulegen. Manche dieser Menschen sind, ganz im Gegenteil, eher abweisend und drauf bedacht, möglichst fies und gemein rüberzukommen. So ein Typ ist der Privatdetektiv Danner in Lucie Klassens Der 13. Brief. Und ganz ähnliches könnte man über diesen durch und durch spannenden Debütroman auch sagen.
Denn spannend ist das Ding; mich hat schon lange kein Kriminalroman so zum lesen verführt, mich so sehr mit den Figuren – vor allem der sehr jungen Protagonistin und Privatdetektivin im Werden – mitfiebern lassen. Zu sagen, ich hab’s gern gelesen, wäre die Untertreibung des Monats.
Zugleich find ich’s schwer zu sagen, was an dem Buch so bestechend ist. Gewiss, wie in der Laudatio zu ihrem Friedrich-Glauser-Preis fürs Beste Debüt zu hören war – Lucie Klassen hat eine ganz eigene Interpretation der Standardfrage gefunden, wie kommt mein Protagonist zum Fall, wenn er – oder eben sie – kein Polizist und (noch) kein Privatdetektivin in spe – sind. Und sie hat ein paar richtig gute, weil ebenso überraschende wie letztlich schlüssige Wendungen in ihren Plot gebaut, keine Frage.
Sie gibt also ungewöhnliche, unerwartete, etwas andere Antworten auf die alten, altbekannten, wiederkehrenden Krimifragen. Das wiederum kommt bei Debütanten selten vor; Neuinterpretationen ders "Standards" sind meist eher die Domäne von Altmeistern. Ihre sind ‚anders‘, manchmal daneben – aber ich kann nicht über die Macken des Plots reden, ohne die Spannung zu verderben, also lass ich’s -, aber ich wollte dennoch immer weiterlesen.
Da tut’s fast nichts zur Sache, dass ich mich wundere – ich steh nicht auf Girlies, normalerweise wird mir der klassische Ermittlungskrimi recht schnell fad, in der Regel find ich isb. deutsche Detektivgeschichten eher unglaubwürdig und in der Kunst wie im Leben bevorzuge ich die neuen, überraschenden Fragen (Fragensteller) gegenüber fast allen erdenklichen Antworttypen …
Dennoch hat mich Lucie Klassen gepackt. Hat sich also gelohnt, diesmal dem "Rat", den so ein Glauser-Preis ja auch darstellt, zu folgen. Auch das tu ich sonst eher selten respektive sporadisch. Aber, warum nicht? Nicht jeder gute Rat ist teuer. Manch einer ist einfach spannend. 😉
Einfach spannend
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