Blauäugig?

Ich hab’s angekündigt, sozusagen versprochen, also muss es sein: Hier kommen endlich meine Gedanken zu Monika Feths Jugendbuch Das Blaue Mädchen.

Vorweg: Ja, sicher, wer experimentelle Sprache, Sprach-Kunst im engeren Sinne sucht, ist bei diesem wie bei den meisten Jugendbüchern (wie auch bei einem Großteil ausgesprochener Genre- und/oder Unterhaltungsliteratur) falsch. Wer aber Jugendbücher als literarische Auseinandersetzung mit komplexen Themen in verständlicher Sprache & Erzählweise schätzt, dem könnte das Buch liegen.
Mich hat vor allem überrascht und beeindruckt, dass Monika Feth in ihrem Buch nicht einfach den Sektenausstieg zweier junger Mädchen erzählt, sondern dass sie sich bei der Gelegenheit mit dem nicht grad oft in Literatur, Film, Kunst gespiegelten Thema des Hineingeborenwerdens in einen solchen "Kult" befasst: Wie lebt man, wenn das Leben so radikal, so rigide außerhalb des Lebens des ‚Restes der Welt‘ statt findet? Wie empfindet man, wenn man die allermeisten Erfahrungen mit den Menschen teilt, die auch Glauben und unmittelbaren Alltag mit einem teilen, man aber nur wenig bis gar keine Erfahrungen mit ‚denen da draußen‘ hat? Was passiert, wenn die Zweifel (nicht nur) der Pubertät in einer spirituell zwangsverformten Seele aufkeimen?
Diese und anderen Fragen stellt sich Monika Feth, und sie kommt zu teils verblüffenden Antworten. Dass die Antworten in einem Jugenduch vermutlich zwangsläufig optimistischer ausfallen als in einem journalistischen Buch (oder wenn mir so ein Thema in die Hände fiele), nun ja, das muss man wohl in Kauf nehmen.
Und, ganz ehrlich, damit und mit manch anderer Verkürzung kann ich besser leben als mit so manchem ausschweifend geschriebenen Kapitel in Wolfgang Hohlbeins Hagen von Tronje dabei steh ich auch hier dazu, dass Hagens Perspektive noch eine der interessantesten ist, wenn’s um den Stoff des Nibelungenliedes geht. Aber das ist wirklich eine ganz andere Geschichte als Das blaue Mädchen … also gute Nacht einstweilen & mögen nur gute Bücher auf den Nachttischen liegen! 😉

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